zum Hauptinhalt

Brandenburg: „Auftrieb für märkische Schüler“

Bildungsminister Günter Baaske (SPD): Flüchtlingskinder sind hochmotiviert und damit auch ein Vorbild für heimische Schüler

Stand:

Potsdam - Das Land Brandenburg versucht kurzfristig, 340 zusätzliche Lehrer einzustellen, damit die Schulen im Land ohne Einschnitte und Ausfälle auch den Unterricht für die bis Ende 2015 im Land erwarteten 6000 Flüchtlingskinder gewährleisten können. Es wird mitten im Schuljahr allerdings nicht leicht sein, Lehrkräfte zu finden. Man setze daher wie alle Bundesländer auch auf Seiteneinsteiger, sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) am Montag in Potsdam.

Und Brandenburg erwartet nächstes Jahr noch einmal Flüchtlinge – und damit auch Kinder und Jugendliche – in der gleichen Größenordnung wie jetzt, nämlich 40 000, in diesem Jahr sind es 35 000. Und dann werden laut Baaske erneut zusätzliche Lehrer benötigt, worüber die rot-rote Koalition gerade verhandelt. Und der Bildungsminister sprach sich mit Blick auf die Folgejahre schon einmal grundsätzlich dafür aus, allen Lehramtsabsolventen der Universität Potsdam – einzige Ausbildungsstätte für Pädagogen im Land – eine „Übernahmegarantie“ in den Brandenburger Schuldienst zu geben.

Die Flüchtlingskinder an Brandenburgs Schulen sind eine neue Erfahrung, aber noch eine Minderheit. Es seien immer noch lediglich ein Anteil von zwei bis drei Prozent aller Schüler, dies sei keine Dimension, „die uns aus der Bahn werfen muss“, betonte Baaske. Man sei auch im Gespräch mit den freien Schulen, an denen es entgegen manchen Eindrücken und der Kritik aus den Kirchen auch jetzt bereits Flüchtlingskinder gebe. „Es ist nicht verboten.“ Im Hintergrund gibt es Konflikte um Finanzierungsfragen.

Baaske verspricht sich von den Flüchtlingskindern an den Schulen einen pädagogischen Effekt. Die Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Familien gerade aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien nach Brandenburg kommen, sind nach bisherigen Erfahrungen der Lehrer laut Baaske meist engagiert und hochmotiviert. Dies habe auch eine positive Wirkung auf einheimische Kinder. „Sie merken, dass da einer trotz Sprachproblemen in Mathematik oder Geographie an einem vorbeizieht“, sagte Baaske. „Ich setze darauf, dass das ein Auftrieb für märkische  Schüler wird.“ 

Im bundesweiten Vergleich sei der Anteil von Familien mit Kindern und Jugendlichen unter den Flüchtlingen – laut Baaske etwa 10 Prozent – in Brandenburg geringer. Das hängt auch damit zusammen, dass andere Bundesländer etwa in Westdeutschland attraktiver für Flüchtlinge sind, zumal dort oft schon Angehörige oder Bekannte leben. Er hoffe, dass die, die nach Brandenburg kommen, „Spaß an Deutschland haben, so dass es uns gelingt, sie hier zu halten“, so der Minister. Nach den „demografischen Fehlern“ könnten die Flüchtlinge gerade für Brandenburg „eine große Chance“ sein.

Zunächst einmal sind sie auch für die Schulen und Kitas eine Herausforderung. Neben den bisher rund 3500 Schulkindern aus Flüchtlingsfamilien kommen etwa genauso viele im Kita-Alter hierher. Das Bildungsministerium geht von 5000 unter zwölfjährigen Flüchtlingskindern aus, die Kitas und in den ersten Grundschuljahren auch die Horte besuchen. Damit die Kita-Gruppen nicht noch größer werden, haben dafür zuständige Landkreise – etwa Potsdam Mittelmark – damit begonnen, bei der Betreuung von Flüchtlingskindern den Kitas zusätzliches Personal zu bewilligen. Besonders geeignet und vom Ministerium empfohlen sind laut Baaske auch die neben den Krippen im Land existierenden Eltern-Kind-Gruppen, die ebenfalls gefördert werden.

Schwieriger sieht es für Flüchtlingskinder und -jugendliche aus, die ohne Eltern oder Verwandte hier ankommen, den sogenannten „unbegleiteten Minderjährigen“. Das sind bislang rund 850 im Land, bis Jahresende werden es knapp 1000 sein, die über das bestehende Jugendhilfe-System betreut werden, etwa in Heimen. In diesen Einrichtungen leben bislang 4100 Kinder und Jugendliche. Auch für die könnten die Neuankömmlinge „ein Vorbild sein, dass man etwas erreichen kann, wenn man das will“. Dennoch sei die Herausforderung für die Jugendhilfe besonders groß, sagte Baaske: „Ich setze da besonders auf Pflegefamilien.“

nbsp;Thorsten Metzner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })