Brandenburg: Aus 100 000 Hektar Kiefernwälder wird Mischwald Waldumbau geht weiter: Kritik von privaten Waldbesitzern
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Von Sandra Schipp Ferch. Der Waldumbau in Brandenburg wird weiter vorangetrieben. Rund 100 000 Hektar Kiefernwald sollen in den kommenden Jahrzehnten in Mischwald umgewandelt werden, wie Landesforstchef Karl-Heinrich von Bothmer am Mittwoch in Ferch sagte. Ziel sei es, den Mischwaldanteil bis zum Jahr 2045 von 17 auf 41 Prozent zu erhöhen. Zugleich sollten die reinen Nadelwälder von derzeit 69 auf 38 Prozent reduziert werden. In den vergangenen fünf Jahren seien mehr als 7500 Hektar Laub-Nadelholz-Mischwälder geschaffen worden. Der Waldumbau werde immense Zeit in Anspruch nehmen und viel Geld verschlingen, sagte Bothmer. Er sei allerdings notwendig, um die Wälder in Brandenburg zu stabilisieren und widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen oder Wettereinflüssen zu machen. Auch für die in der Mark relativ häufigen Waldbrände seien Mischwälder weniger anfällig, weil in ihnen ein feuchteres Klima herrscht. Allein der diesjährige Sommer mit extremer Hitze und Trockenheit werde tiefe Narben in den Brandenburger Wäldern hinterlassen. Bis Ende August seien rund 450 Hektar Wald Bränden zum Opfer gefallen. Auf mehr als 30 000 Hektar hätten Nonnenraupen ihre Fraßspuren hinterlassen. Mischwälder können die Neubildung von Grundwasser fördern, weil die Verdunstung von Laubbäumen deutlich niedriger als die von Kiefern ist. Gleichzeitig erhöht sich die Wasserspeicherkapazität trockener Waldböden aufgrund der Humusanreicherung. Dem Waldumbau seien allerdings Grenzen gesetzt, betonte Bothmer. So reiche insbesondere im Süden des Landes die Nährkraft einiger Böden nur für Kiefern aus. Der Brandenburger Wald wird derzeit zu 80 Prozent von Kiefern gebildet. Typisch für die Region seien hingegen Buchen, sagte Bothmer. Durch den immensen Holzverbrauch seit dem Mittelalter seien viele Wälder Anfang des 19. Jahrhunderts schwer geschädigt gewesen oder ganz verschwunden. Riesige Flächen seien damals mit schnell wachsenden Kiefern aufgeforstet worden. Erste Pläne für den Waldumbau habe es bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts gegeben, sie seien allerdings an den wirtschaftlichen Bedingungen gescheitert. Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) betonte, dem Waldumbau werde weiter ein hoher Stellenwert eingeräumt. Allein durch Pflanzung von Eichen oder Buchen sei er jedoch nicht hinzubekommen. Notwendig sei vielmehr die Rückkehr zu natürlichen Kreisläufen. Bei der Verjüngung wollen die Förster daher verstärkt auf die Kräfte der Natur setzen. So können in Kiefern-Monokulturen punktuell Gruppen von Eichen oder Buchen gepflanzt werden, die sich in dem Gebiet nach einigen Jahrzehnten selbst verbreiten. Durch den Abschuss von Schalenwild und durch Zäune soll verhindert werden, dass junge Bäume abgefressen werden. Kritik am Waldumbau kommt allerdings von privaten Waldbesitzern. Sturm und Feuer machten auch vor Laubbäumen nicht halt, sagte der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft „Fresdorfer Heide“, Ingo Schmidt. Zudem sei die Eiche die am meisten geschädigte Baumart in Brandenburg. Die Waldbesitzer würden das Projekt unterstützen, allerdings nur an geeigneten Standorten und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die Kiefer bleibe der „Brotbaum“ des Landes, betonte Schmidt. Der Brandenburger Wald ist rund zur Hälfte in privater Hand.
Sandra Schipp
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