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Brandenburg: Aus Angst mit Drogen gehandelt Mutmaßliche Dealerin legt Geständnis ab

Berlin - Sie hatte sich eine schwarze Jacke über den Kopf gezogen, um den Kameras zu entgehen. Silke C.

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Berlin - Sie hatte sich eine schwarze Jacke über den Kopf gezogen, um den Kameras zu entgehen. Silke C. steht plötzlich im Rampenlicht. Als Drogendealerin, an deren Tor in einer Kleingartenkolonie möglicherweise auch der SPD-Innenexperte Michael Hartmann stand. Die Justiz hält sich dazu bedeckt. Was wird Silke C. sagen? Journalisten drängten am Montag in den Saal 501 des Moabiter Kriminalgerichts. Die 43-jährige Silke C. zitterte.

Ihr Anwalt hatte zu Prozessbeginn vor einer Woche eine Erklärung angekündigt. „Ich gebe zu, mit Crystal gehandelt zu haben“, sagte die Angeklagte. Zwei Albaner sollen ihr das synthetische Rauschgift geliefert haben, 45 Euro das Gramm. Mehr als zwei Kilo seien es gewesen. 21 Ankäufe sind in der Anklage aufgelistet und 17 Verkäufe. Einen Ankauf bestritt sie. „Alle Verkäufe räume ich ein.“ Dann aber wurde es für Zuhörer knapp und nebulös: „Zu den Erwerbern habe ich bei der Polizei ausgesagt.“

Warum lässt sich eine Frau wie Silke C., die gelernte Ergotherapeutin ist, zwei Kinder hat und ihre Laube in der idyllischen Kolonie Samoa in Schöneberg so liebt, auf Drogengeschäfte ein?

Die Angeklagte sagte, sie sei durch ihren Ehemann an Rauschgift gekommen. Vor einigen Jahren, als es ihr wegen Depressionen wieder sehr schlecht ging, habe er den Konsum von Ecstasy vorgeschlagen.

Im Sommer 2012 kam die Trennung von dem Mann, der ihr auch Gewalt angetan habe. Ende 2012 seien Personen bei ihr aufgetaucht, die zuvor bei ihrem Ex-Mann Crystal bezogen hätten. „Sie bedrängten mich, dessen Position einzunehmen.“ Vier Abnehmer listet die Anklage auf, denen die Angeklagte jeweils in der Laube Crystal Meth vertickte – einer von ihnen ist ein gewisser Michael Hartmann. Am 6. Oktober 2013 habe dieser Mann ein Gramm Methamphetamin – so die wissenschaftliche Bezeichnung – erworben.

„Reichtümer? Habe ich nicht angehäuft“, sagte die Frau, die als Frührentnerin 980 Euro bezieht. Bis zu 130 Euro pro Gramm soll sie genommen haben. Nur einen Luxus habe sie sich gegönnt. „Ich habe mir einen Renault gekauft.“ Ein Zwischenhändler habe oft nicht gezahlt. 7000 Euro seien gestohlen worden. „Es gab Phasen, da wollte ich raus aus der Geschichte, ich habe es nicht geschafft.“ Große Angst sei im Spiel gewesen. Vor Gewalt, um ihre beiden Kinder. „39 Jahre lebte ich straf- und drogenfrei, daran will ich anknüpfen.“ Ihr ihrem Verfahren sind die einzelnen Käufer nicht von Interesse. Am Rande des Prozesses aber tauchte der Anwalt von Hartmann auf. Er saß kurz im Saal, ging dann still. K.G.

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