Brandenburg: Autonome wollen durchs Berliner Myfest marschieren
CDU-Innensenator Henkel übernimmt Körtings Konzept zum 1. Mai / Brandanschlag auf Anti-Graffiti-Firma
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Berlin - Zwei Wochen vor dem 1. Mai kommt die linke Szene in Berlin auf Touren. In der Nacht zu Dienstag wurde ein weiterer Demonstrationsaufruf veröffentlicht: Der Zug soll am Mariannenplatz beginnen und durchs Kreuzberger Myfest führen, unter dem Motto „Mieten senken – Immobilienkonzerne enteignen“.
Der von „wütenden Anwohnern“ unterschriebene Aufruf liest sich wie eine Kampfansage an den Bezirk und die Polizei: „Es wäre absurd, für diese Demonstration ausgerechnet bei dieser Polizei um Erlaubnis zu fragen.“ Den Linksextremisten ist der Erfolg des vom Bezirk organisierten Straßenfests ein Dorn im Auge. Es sollte ursprünglich den Randalierern den Platz in Kreuzberg nehmen und war deshalb von der Polizei unterstützt worden. In den letzten Jahren war das Fest immer größer geworden. Zur Provokation war der harte Kern der Szene mehrfach mit Transparenten durch das Gedränge gerannt, Parole: „Das ist unser Kiez“. Überwiegend gelang dies, da die Polizei im Fest nur in Zivil, nicht mit uniformierten Hundertschaften präsent ist. Bei den Kurzdemos herrschte zwar aggressive Stimmung, Ausschreitungen gab es aber nicht. Die Polizei reagierte auf die Ankündigung deshalb gelassen.
In der Nacht zu Dienstag wurde erneut ein Brandanschlag auf Firmenwagen verübt, diesmal traf es Firma „Graffiti-Frei“ in Mitte. Vier Fahrzeuge und ein Anhänger wurden zerstört. Ein Bekennerschreiben liegt bislang nicht vor, Experten gehen von einem linksextremistischen Hintergrund aus. Ostersonntag hatten Linksextremisten neun Fahrzeuge der Telekom angezündet. In einem Bekennerschreiben war von „feuriger Solidarität mit allen Genossen im Kampf gegen Staat und Herrschaft“ die Rede. Doch aus solchen Brandanschlägen lässt sich keine Prognose für den 1. Mai herleiten.
An heutigen Mittwoch wollen Innensenator Frank Henkel (CDU) und die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers ihr Konzept für den 1. Mai vorstellen. Die Polizei akzeptiert die von Autonomen angemeldete Demoroute zum Axel-Springer-Verlag und weiter zum Brandenburger Tor nicht. Letztlich dürften Gerichte entscheiden. Innensenator Henkel hatte bereits vor Wochen gesagt, dass er die von seinem Vorgänger Ehrhart Körting (SPD) und dem früheren Polizeipräsidenten Dieter Glietsch entwickelte „Doppelstrategie“ beibehalten werde. Das bedeutet: Viel sprechen mit dem Gegenüber, gegen Gewalttäter aber konsequentes Vorgehen, sagte Henkel. Am Abend wird er wie auch Koppers in Kreuzberg sein. J. Hasselmann
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