Brandenburg: Awo wird von Schulden erdrückt Berliner Landesverband meldet Insolvenz an
Berlin - Der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Berlin hat Insolvenz angemeldet, aber der Betrieb in den Einrichtungen geht weiter. Die Gehälter der Mitarbeiter sind durch das Insolvenzverfahren zunächst für drei Monate gesichert.
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Berlin - Der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Berlin hat Insolvenz angemeldet, aber der Betrieb in den Einrichtungen geht weiter. Die Gehälter der Mitarbeiter sind durch das Insolvenzverfahren zunächst für drei Monate gesichert. Zudem sind die Senioren- und Pflegeeinrichtungen den Tochtergesellschaften des Landesverbandes zugeordnet, die selbst nicht in die Insolvenz geschickt wurden. Sie wären nur dann gefährdet, wenn eine Entschuldung und Sanierung des verzweigten Konzerns mit insgesamt 1200 Mitarbeitern scheitern sollte.
Am Montagvormittag hatte Awo-Geschäftsführer Jürgen Brockmeyer die Insolvenz angemeldet. Nun will er mit dem Insolvenzverwalter über ein Sanierungskonzept verhandeln, wonach zwei finanzierende Banken auf einen Teil der Millionenschulden der Awo verzichten. Die Verhandlungen laufen seit Monaten. „Wir können nachweisen, dass wir in der Lage sind, Schulden zu tilgen, aber nicht in dieser Höhe“, sagte Brockmeyer. Nun hängt die Zukunft des Landesverbandes davon ab, ob der Insolvenzverwalter dem Sanierungsplan zustimmt und ob die Banken auf Teile ihrer Forderungen verzichten.
Zu der Insolvenz kam es, weil der verschuldete Awo-Konzern laut Unternehmensregister erneut auf ein „negatives Ergebnis“ zum Jahresende zusteuert. Verluste drohen, obwohl mit Betriebsrat und Gewerkschaft ein Sanierungstarifvertrag vereinbart worden war, wonach die Beschäftigten auf Teile des Gehaltes verzichten. Doch diese Vereinbarung läuft nur bis Ende des Jahres. Danach hätten sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch dadurch weiter verschärft. Bereits 2009 hatte die Awo die Tagesklinik Lankwitz verkauft und knapp schwarze Zahlen geschrieben. Angesichts der drohenden neuen Verluste war den Banken das Risiko wohl zu groß, Kreditverträge über Millionensummen zu verlängern. Laut Unternehmensregister waren etwa ein Viertel der Millionen-Schulden innerhalb der nächsten zwölf Monaten fällig.
Sollte der Insolvenzverwalter dem Sanierungskonzept der Awo zustimmen, will die Einrichtung „drei oder vier kleinere Immobilien verkaufen“ und die verbleibenden Objekte in einer eigenen Firma zusammenfassen. In einer zweiten neuen Gesellschaft sollen künftig die Mitarbeiter beschäftigt werden. Dies soll für mehr Transparenz bei den Kosten sorgen, so Awo-Chef Jürgen Brockmeyer.
Die von den Altlasten betroffene gemeinnützige „Awo-Seniorenwohnen“ hatte Millionenverluste bilanziert: mehr als 1,7 Millionen Euro im Jahr 2007 und über 1,5 Millionen Euro 2008. In der bisher letzten Bilanz der „Awo-Seniorenwohnen gGmbh“ für 2008 war für die „zukünftige Entwicklung“ eine „angespannte Ertrags- und Vermögenslage“ festgestellt worden. „Zur Vermeidung der insolvenzrechtlichen Überschuldung sind eigenkapital- und liquiditätsstärkende Maßnahmen des Gesellschafters notwendig.“
Die Arbeiterwohlfahrt unterhält in Berlin ein Netz von Hilfseinrichtungen. Weil der Verbund seine Mitarbeiter nach Tarif bezahlt, gilt er als vorbildlich in einer Branche, die durch Dumpinglöhne für schlecht ausgebildete Hilfskräfte ins Gerede kam. Bei den Bewertungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen bekamen Awo-Einrichtungen sehr gute Noten.Ralf Schönball
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