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Brandenburg: Baaske hadert mit Münchs Landesschulamt

Brandenburgs Bildungsminister erfuhr von fehlenden Zeugnisnoten wegen Unterrichtsausfalls erst kurz vor Halbjahresende

Stand:

Potsdam - Erst musste Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske (SPD) einräumen, dass erneut 1500 Schüler auf ihren Halbjahreszeugnissen wegen Unterrichtsausfalls nicht in allen Fächern eine Note bekommen. Nun geht er die Schulämter an – weil sie ihn nicht rechtzeitig über das Problem informierten.

Bereits Ende November und auch danach bei anderen Sitzungen hatte Baaske nach Angaben seines Sprechers die Leiter der Regionalstellen des von seiner Amtsvorgängerin Martina Münch (SPD) geschaffenen Landesschulamtes (RST) mehrmals gebeten, kurzfristig über Probleme bei den Halbjahreszeugnissen hinzuweisen. Reaktion: laut Baaskes Sprecher keine. Schließlich fragte Baaske am 15. Januar, zwei Wochen vor der Vergabe der Halbjahreszeugnisse, erneut nach. „Von einzelnen Leitern der Regionalstellen wurde dabei nicht ausgeschlossen, dass es solche Einzelfälle geben könnte“, sagt Baaskes Sprecher. Sie hätten darauf verwiesen, dass die Zeugniskonferenzen an den Schulen noch nicht abgeschlossen seien. Schließlich ordnete Baaske die Schulräte an, bei den Schulen direkt nachzufragen – mit dem Hinweis, dass Eltern, Öffentlichkeit und Landtag darüber informiert werden müssten. Er habe aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres gelernt, sagte Baaske selbst. Damals hatten 3630 Schüler wegen ausgefallenen Unterrichts in bestimmten Fächern keine Zeugnisnoten erhalten. Baaskes Amtsvorgängerin Münch musste harsche Kritik einstecken.

Schließlich liefen aktuelle Zahlen im Bildungsministerium ein. Das Ergebnis ist bekannt: Demnach bekamen Ende vergangener Woche rund 1500 Kinder und Jugendliche wegen Unterrichtsausfalls keine kompletten Halbjahreszeugnisse. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Zahl der Betroffenen um die Hälfte reduziert werden. Der Minister sprach von einer positiven Entwicklung, „die uns aber noch nicht zufriedenstellen kann“. Es seien weiterhin alle Anstrengungen nötig, um den Stundenausfall weiter zu verringern. „Jede nicht gegebene Zeugnisnote ist eine zu viel.“

Nun will Baaske im Landesschulamt durchgreifen, das von Münch mit der Begründung als Zwischenebene zwischen den regionalen Schulämtern und dem Ministerium als zusätzliche Ebene geschaffen wurde, um die Kommunikation zu verbessern und Abläufe zu vereinfachen. Nun heißt es aus dem Bildungsministerium, dass Abstimmungsprozesse und Kommunikationswege grundsätzlich einfacher und schneller werden müssten. Aber es sei naheliegend, dass es „nach den Veränderungen im Landesschulamt im vergangenen Jahr noch Engpässe“ gebe.

Immerhin nimmt Baaske das Problem ernst – auch gegenüber der Öffentlichkeit. Die Statistiken und Zahlen zu den Zeugnissen seien wichtig, um Probleme zu erkennen und zu handeln, sagte sein Sprecher. Bei der statistischen Erfassung sei Brandenburg bundesweit ganz weit vorne. Parallel versucht die Landesregierung, mit einem Zehn-Millionen-Euro-Budget befristete Ersatz-Lehrer zu finden – bislang mit mäßigem Erfolg.

Auch eigens für die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat das Ministerium einen Hinweis parat. GEW-Landeschef Günter Fuchs hatte fehlende Noten auf den Zeugnissen als besorgniserregend bezeichnet und gesagt: „Ich kenne kein anderes Bundesland, wo das so ist.“ Dem ist offenbar nicht so, wie es aus dem Bildungsministerium heißt. Auch in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern habe es auf Zeugnissen keine Noten wegen Unterrichtsausfalls gegeben.

nbsp;Alexander Fröhlich

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