Brandenburg: Baaske: Unfug
Als Turbine-Präsident Unternehmerin gedroht?
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Als Turbine-Präsident Unternehmerin gedroht? Potsdam - Die Sozialdemokraten sind beunruhigt, die CDU spricht schon von einer „Fußball-Affäre“, gar von „Erpressung“ und „Vetternwirtschaft“: Mitten im Wahlkampf sind gegen Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) Vorwürfe erhoben worden. Er soll als Präsident des 1. Frauenfußball-Clubs Turbine Potsdam eine Unternehmerin unter Druck gesetzt haben, auf Geldforderungen an den Verein zu verzichten. Allerdings weist Baaske das strikt zurück. „Das ist Unfug. Ich habe niemandem gedroht“, sagte er den PNN am Freitag. Er bestätigte allerdings, dass er mit der Unternehmerin tatsächlich Gespräche geführt habe, weil die Firma von Sponsorverträgen abrücken wollten. Die Vorgeschichte ist merkwürdig. Es geht um das Brandenburgische Bildungswerk (bbw), das mehrere private Schulen und Ausbildungsstätten in Brandenburg betreibt. Das Problem: Der frühere bbw-Buchhalter R., damals zugleich Schatzmeister von Turbine, hatte Werbe- und Sponsoringverträge mit dem Verein offenbar ohne Wissen seiner Geschäftsführung abgeschlossen – in Größenordnungen von rund 36 000 Euro. Gegen ihn ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft. „Als wir es Ende 2003 merkten, wollten wir unser Geld wieder“, erinnert sich Geschäftsführerin Carina Bortz. In einem Anruf habe Turbine-Präsident Baaske gegenüber ihrem Mann „gedroht“, sich Rückforderungen gut zu überlegen. Baaske bestätigt das Gespräch, bestreitet jedoch Drohungen. Er habe gebeten, dass das Bildungswerk den Vertrag mit Turbine einhält. Außerdem habe er auf die vom bbw verweigerte Herausgabe der Personal- und Gehaltsdaten der Spielerinnen gedrängt, die R. als Schatzmeister des Vereins über den Firmenrechner abgewickelt hatte. Doch der Konflikt eskalierte weiter – bei einem weiteren Telefon-Gespräch: Es ging um die Turbine-Stürmerin Anja Mittag, die als Lehrling beim Bildungswerk angestellt war – was jedoch ihren Urlaubsantrag für ein wichtiges Trainingsspiel in Portugal ablehnte. Baaske habe gedroht, dass sich das „sehr schlecht in der Presse“ macht, behauptet Bortz – und äußert einen bösen Verdacht: Es gebe offenbar einen Zusammenhang zwischen den Auseinandersetzungen mit Baaske und plötzlichen rigiden Kontrollen ihrer Schulen durch die Schulaufsicht, die dem SPD-Bildungsminister Steffen Reiche untersteht. Das Bildungsministerium verwahrte sich strikt gegen den Vorwurf, von Baaske auf die Bortz-Schulen angesetzt worden zu sein. In einer Pressemitteilung wird darauf verwiesen, dass bereits im Oktober 2003 bei einer Überprüfung von bbw-Schulen in Cottbus und Potsdam – nach Beschwerden von Schülern – schwerwiegende Mängel festgestellt worden waren. Baaske bezeichnete es als „Ungeheuerlichkeit“, dass das Bildungswerk seine Probleme um seine Anerkennung, die es bereits vor seiner Präsidentschaft bei Turbine hatte, auf seinem Rücken austrage. Er war im Dezember 2003 Präsident von Turbine Potsdam geworden. Dennoch zeigt der Fall, welche Klippen durch die allzu große Nähe von Politik und Sport drohen können. Auch in Brandenburg ist es keine Seltenheit, dass hohe Politiker leitende Funktionen in Sportvereinen ausüben. Im Vorstand des FFC Turbine Potsdam sitzt neben Baaske auch PDS-Bundesgeschäftsführer Rolf Kutzmutz. Und Brandenburgs Staatskanzleichef Rainer Speer ist nicht nur Präsident des Fußballvereins Babelsberg 03, sondern auch des Olympischen Sportclubs Potsdam.
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