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Jetzt aber zügig. Die Diskussion um eine Verlängerung des Dachs des Berliner Hauptbahnhofs nimmt wieder Fahrt auf.

© Maurizio Gambarini/dpa

Brandenburg: Bahn prüft jetzt doch die Dach-Verlängerung

Am Berliner Hauptbahnhof soll die Entscheidung bis zum Sommer fallen

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Berlin - Die Bahn sagt nicht mehr nur Nein. Während sie es bisher strikt abgelehnt hat, über das Verlängern des Dachs am Berliner Hauptbahnhof auch nur nachzudenken, erklärt sie sich nun bereit, die Möglichkeit wenigstens zu prüfen. Insider rechnen allerdings nicht damit, dass der Konzern seine Haltung ändern wird und das Dach doch noch verlängern lässt.

Nach Angaben eines Sprechers wird die Bahn bis zur Sommerpause detailliert untersuchen, welche finanziellen, baulichen und vor allem verkehrlichen Auswirkungen ein solches Vorhaben haben würde. Damit reagiert der Konzern auf ein Treffen von Bahnchef Rüdiger Grube mit Haushaltspolitikern des Bundestages in der vergangenen Woche. Diese hatten Grube vorgehalten, dass der Bund bereits 51,6 Millionen Euro für das Herstellen des kompletten Daches aufgebracht habe. Die Steuerzahler hätten einen Anspruch darauf, dass die Stahl-Glas-Konstruktion nun auch vollendet werde. Der Bund hatte den Löwenanteil der Baukosten übernommen.

Alle Teile für das für eine Länge von 450 Metern vorgesehene Dach waren bereits aufwändig produziert, als der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn das Projekt mitten in der Aufbauphase stoppte, um Geld und Zeit zu sparen. Der Bahnhof sollte unbedingt zur Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2006 betriebsbereit sein. Das Dach schrumpfte so auf beiden Seiten um insgesamt 130 Meter auf nur noch 321 Meter. Die produzierten, aber nicht mehr eingebauten Scheiben und Träger sind seither eingelagert.

Die Bahn sollte die für 2015 vorgesehenen Sperrungen des Ost-West-Verkehrs nutzen, um das Dach auf das vorgesehene Maß zu bringen, forderte vor Kurzem auch Bahnhofsarchitekt Meinhard von Gerkan. In zwei Jahren muss die Bahn abwechselnd erst die Fern- und Regionalbahngleise und anschließend die Gleise der S-Bahn für jeweils rund ein Vierteljahr unterbrechen, um Schraubverbindungen an der Brückenkonstruktion reparieren zu können. Um dabei auch das Dach zu verlängern, müssten jedoch alle sechs Gleise gleichzeitig gesperrt werden, hatte die Bahn bisher argumentiert. Dies würde gleichzeitig im Regional- und S-Bahn-Verkehr zu einem sehr teuren – und unattraktiven – Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Friedrichstraße und Zoo führen. Zudem verstelle die nach und nach erfolgende Randbebauung am Hauptbahnhof zunehmend den Blick aufs Dach, egal, ob kurz oder lang. Auch die Statik müsse wahrscheinlich nachgebessert werden.

Dass jetzt bei langen ICE-Zügen ausgerechnet die Fahrgäste der 1. Klasse bei Regen nass werden, könnte sich auch erledigen: Nach wie vor gibt es Bestrebungen, auch den heutigen Ost-West-Verkehr auf der oberirdischen Stadtbahn durch den Nord-Süd-Tunnel zu führen – mit der dort alle Fahrgäste schützenden Decke. Klaus Kurpjuweit

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