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Nach Brandanschlag: Bahnstrecke Berlin - Hamburg wieder frei
Nach Anschlag in der Nähe zu Gorleben ermittelt der brandenburgische Staatsschutz zu einem politischen Motiv und möglichen Verbindungen zum Castor-Transport
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Berlin - Nach dem Brandanschlag auf die Bahnstrecke Berlin - Hamburg verkehren die Züge wieder planmäßig. Seit Samstagabend um 20.40 Uhr fahren die Züge ohne Verspätungen nach Fahrplan, sagte ein Bahnsprecher am Sonntag. Unbekannte Täter hatten am Samstagmorgen an der Schnellfahrstrecke bei Karstädt in der Prignitz an einem Kabelkanal Feuer gelegt. Da ein politischer Hintergrund auch im Zusammenhang mit dem von Protesten begleiteten Castor-Transport nach Gorleben von den Behörden nicht ausgeschlossen wird, ermittelt der brandenburgische Staatsschutz. In diesem Jahr hatte es in Berlin und Brandenburg schon mehrfach Brandanschläge auf Bahnanlagen gegeben. Die nordwestbrandenburgische Prignitz grenzt unmittebar an das niedersächsische Wendland, in das am Wochenende ein Castor-Transport mit radioaktivem Müll gebracht wird. Der Castor-Zug mit elf Atommüllbehältern hat am Sonntag das Wendland erreicht. Ins Zwischenlager Gorleben konnte der Atommüll wegen zahlreicher Blockaden von Atomkraftgegnern zunächst nicht gebracht werden.
Die Bahnstrecke in Niedersachsen für den Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll war am Sonntagmitteag von weiteren Aktivisten blockiert worden. In Hitzacker ketteten sich nach Angaben der Polizei am Sonntagmorgen vier Menschen mit einer Betonpyramide an die Gleise. Es handle sich um drei Männer und eine Frau von der Protestgruppe Bäuerliche Notgemeinschaft, wie ein Polizeisprecher in Lüneburg sagte. Die Einsatzkräfte der Polizei waren unterdessen in Vastorf bei Lüneburg weiter damit beschäftigt, eine Blockade von vier Castor-Gegnern zu beenden, die sich ebenfalls an die Schienen gekettet hatten.
Eine Gleisblockade von tausenden Atomkraftgegnern beendete die Polizei am frühen Sonntagmorgen in Harlingen bei Hitzacker weitgehend friedlich. Nach Polizeiangaben befanden sich am Sonntagmorgen 1300 Menschen in Außengewahrsam neben der besetzten Bahnstrecke.
An der Bahnstrecke Berlin-Hamburg in der Prignitz hatten am Samstagmorgen gegen 4.30 Uhr am Samstagmorgen Unbekannte vermutlich Benzin in einen Kabelkanal neben der Bahnstrecke gegossen und angezündet. Bei dem Feuer wurden Kabel teilweise zerstört. Der Verkehr auf der ICE-Strecke war gestört, aber nicht eingestellt.
Wegen der Reparaturarbeiten mussten die Lokführer bei niedriger Geschwindigkeit auf Sicht fahren. Nach Polizeiangaben kam es zu vier Zugausfällen und vier Zugumleitungen.
Bislang gibt es laut Polizei noch keine Hinweise, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Ein Bekennerschreiben habe bis zum Nachmittag nicht vorgelegen. „Es kann durchaus auch ein Einzeltäter sein“, hieß es aus dem Lagezentrum der Polizei.
Bereits Mitte Oktober hatten Brandanschläge auf Bahnstrecken in Berlin und Brandenburg für Aufregung, Zugausfälle und Verspätungen gesorgt. In einem Bekennerschreiben protestierte eine linksextreme Gruppe gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Ein Zusammenhang mit dem jüngsten Brandanschlag ist nach Polizeiangaben nicht erkennbar. dapd/dpa/PNN
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