zum Hauptinhalt
Kein Durchkommen. Die Talsperre Spremberg im Landkreis Spree-Neiße.

© dpa

Brandenburg: Bald braune Spree im Spreewald?

Bislang stoppte die Talsperre Spremberg das Eisenocker. Das könnte sich bald ändern

Spremberg - Der jahrzehntelange Braunkohleabbau fordert seinen Tribut: Die Spree ist an manchen Stellen eine unansehnlich braun verfärbte Brühe. In stillgelegten Tagebauen dringt Eisenocker ins zurückkommende Grundwasser und färbt es braun. Bislang ist die Talsperre Spremberg (Spree-Neiße) wie ein Schutzschild für Cottbus und den Spreewald gewesen – das verfärbte Wasser aus dem Süden wird dort abgefangen. Aber es haben sich in der Staumauer Hohlräume gebildet. In der nächsten Woche soll eine große Sanierung der Staumauer der fast 50 Jahre alten Talsperre beginnen. Greift der Notfallplan? „Voraussichtlich beginnen die Arbeiten in der nächsten Woche“, sagt der Regionalabteilungsleiter Süd, Wolfgang Genehr, am Donnerstag über die Talsperren-Sanierung. Mit der Reparatur der Hohlräume fällt die Schutzfunktion vor dem braunen Wasser aus dem Süden so gut wie weg.

Der Grund: Der Wasserstand muss für die Sanierung gesenkt werden, dadurch fließt das Wasser schneller durch die Talsperre. Die Zeit, die es braucht, bis sich das Eisenocker absetzt, ist laut Genehr deshalb nicht mehr gegeben. Das birgt die Gefahr, dass viele Mengen der braunen Brühe nach Cottbus und in den Spreewald gelangen könnten.

Im Spreewald gibt es bei Kahnfährleuten große Bedenken. Der Vorstandsvorsitzende der Kahnfährgenossenschaft Lübbenau, Steffen Franke, sagt: „Die Furcht ist da. Wir wissen nicht, was die Sanierung für uns bedeutet. Die Gefahr ist nicht definiert.“ Auch das Aktionsbündnis Klare Spree spricht von einem „großen Risiko“ für das Biosphärenreservat.

Laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) schädigt zu viel Eisenocker das ökologische System im Wasser. Der Vorsitzende des Nabu-Regionalverbands Spremberg, Wieland Böttger, spricht von einem Desaster. „Es muss viel mehr gegen das Eisenocker getan werden.“ An einigen Stellen etwa zwischen der sächsischen Grenze und der Talsperre in Spremberg seien bereits Teile der Unterwasserpflanzenwelt fast abgestorben, weil die Sonne nicht mehr durch das braune Wasser dringe. „Und das Eisenocker setzt sich in den Kiemen von Fischen ab, die dann nicht mehr atmen können“, betont Böttger.

Das Problem der braun verfärbten Spree resultiert aus ehemaligen Tagebauen. Laut der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg gab es vor der Wende 17 Tagebaue in Brandenburg und Sachsen. Danach übernahm der schwedische Energiekonzern Vattenfall fünf – Welzow-Süd, Jänschwalde und Cottbus-Nord in Brandenburg sowie Reichwalde und Nochten in Sachsen. In den ehemaligen Gruben wurde einst mit dem Braunkohleabbau tief liegendes Eisenocker freigelegt. Mit der Stilllegung der Tagebaue stieg das Grundwasser, das davor abgepumpt worden war. Das Wasser verfärbt sich durch das Eisenocker braun und gelangt in die Flüsse.

Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) als Bergbausanierer will mit einer Bekalkungs- und einer Beflockungsanlage südlich der Talsperre Spremberg während der Sanierung der Mauer gegensteuern. Durch die Flocken soll das Eisenocker am Boden gebunden und damit schneller entfernt werden können. Der zugeführte Kalk soll dabei helfen. Beide Anlagen sollen laut LMBV voraussichtlich ab Mitte beziehungsweise Ende August zunächst bis Ende des Jahres laufen. Bis dahin soll auch die Sanierung der Talsperre fertig sein.

Alle Akteure hoffen, dass die Maßnahmen greifen. Aber der Ruf nach einer stärkeren Bekämpfung der braunen Spree wird immer lauter. Böttger vom Nabu findet: „Es ist zehn nach zwölf.“

Anna Ringle-Brändli

Anna Ringle-Brändli

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false