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Brandenburg: Barockschloss wird zum Wellness-Hotel

Restauration des denkmalgeschützten Gebäudes in Fürstenberg kostet 20 Millionen Euro

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Fürstenberg/Havel - Über Schutt und Geröll bahnt sich Hotelier Gerd Schulz seinen Weg zur Westfassade des Schlosses Fürstenberg/Havel. Eine Regenrinne rostet am Außenflügel, der schmucke Vorbau im Mittelteil der Außenwand – der sogenannte Mittelrisalit – dagegen sieht schon ganz vornehm aus. „Das Fallrohr muss erneuert werden“, weist Schulz einen Dachdecker an. Seit fünf Jahren ist der 63-Jährige mit Planungs-, Abriss- und Sanierungsarbeiten für sein Wellness-Hotel im Schloss beschäftigt.

Der seit zehn Jahren leerstehende Adelssitz erhält eine neue Funktion, wie zuvor einige andere Brandenburger Schlösser. So sanierte beispielsweise die Brandenburgische Schlösser GmbH in den vergangenen 20 Jahren zehn Adelssitze im Land: In den Schlössern Steinhöfel, Reichenow und Fürstlich Drehna sowie im Sudermannhaus in Blankensee seien Hotels entstanden, sagt eine Mitarbeiterin. Das Schloss in Diedersdorf diene als Firmensitz, jenes in Groß Rietz werde derzeit zu einem Wohnhaus mit Galerie umgebaut. „Das Adlige sich in Schlössern herumtreiben, gibt es kaum noch“, sagt sie.

Schulz deutet auf mediterranen Stuck, der die hohen Fenster des Mittelrisalits rahmt. „Italienische Künstler haben die Meerestiere und südlichen Pflanzen geformt“, sagt er. Schon die Gemahlin des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz, Dorothea Sophie, und die preußische Königin Luise hätten sich an dem ungewöhnlichen Stuck erfreut. Die Königin besuchte Fürstenberg zuletzt 1810, auf der Reise nach Hohenzieritz vor ihrem Tod. „Viele Speisen und Getränke im Hotel sollen an ihre Küche erinnern“, kündigt Schulz an.

Durch eine seitliche Holztür, vorbei an mehreren an die blanke Ziegelwand gelehnten Rechen, öffnet sich der Salon. Wo sich einst Adlige trafen, sollen künftig Restaurantgäste den Blick in eine barocke Gartenanlage genießen. Rosengarten und Irrgarten schmücken dann seitlich das Havelufer. Hinter den Gärten sollen nach Angaben von Schulz fünf historisch-moderne Nebengebäude des Hotels entstehen.

„Ein Barockgarten geht eigentlich immer in die Landschaft über“, sagt Schulz. Das Hotel könne aber „kein Museumsschloss werden“. Das frühere Arrangement sei ohnehin nur zu erraten, da dafür keine Pläne existierten. Dennoch habe er mit Denkmalschützern um das fast drei Hektar große Grundstück „so manche Diskussion“ geführt, sich aber letztlich immer geeinigt.

„Ich wollte noch ein zweites Mal bauen“, sagt Schulz, der seit 15 Jahren ein Hotel auf Usedom betreibt, zu seinem Engagement in Fürstenberg. Der Umbau des Schlosses zum Hotel koste allerdings 20 Millionen Euro. Allein der Mittelteil der Westfassade war 130 000 Euro teuer. „Wir haben diese Sanierung mit 10 000 Euro gefördert“, sagt die Leiterin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Potsdam, Heidi Gerber. Die Stiftung habe den Hotelier „moralisch unterstützen und die Hochwertigkeit des Objekts sichern wollen“.

Schulz ist guter Hoffnung, dieses Jahr die Gesamtfinanzierung für das Hotel zu sichern. Dabei hofft er auch auf Unterstützung des Landes. „Ich schaffe 70 Arbeitsplätze“, erklärt er. Im Frühsommer 2014 könnten die ersten der 220 Betten im Schloss belegt sein. „Ich hoffe, dass durch das Hotel noch mehr Touristen in den Ort kommen“, sagt Anja Kriewitz vom Tourismusverein Fürstenberger Seenland – bis dahin wird noch manche Rinne getauscht und mancher Schutt geräumt werden müssen.

Sandra Hottenrott

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