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Von Michael Winckler: BBI-Schienenanbindung mit Hindernissen
Schwierigkeiten mit Dresdner Bahn und Ost-Anbindung / Sonstige Arbeiten im Plan
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Schönefeld - Der künftige Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg International (BBI) nimmt immer mehr Gestalt an. So ist der Rohbau des Terminals inzwischen in seinem ganzen Ausmaß zu erkennen. Auch die Arbeiten an der Stahlkonstruktion des großen Vordaches dürften bald abgeschlossen sein. Die Flughafengesellschaft will nach eigenen Angaben dieses Frühjahr Richtfest feiern. Und trotz des harten Winters geht das Unternehmen weiter davon aus, den BBI wie geplant Ende Oktober 2011 zu eröffnen.
Wenn die erste Maschine am BBI startet, wird der Flughafen auch ans öffentliche Schienennetz angeschlossen sein. Allerdings nicht in dem Umfang, den die Deutsche Bahn (DB) ursprünglich geplant hat. Der BBI werde zur Eröffnung sehr gut, schnell und bequem mit dem Zug zu erreichen sein, sagte Bahn-Sprecher Michael Baufeld am Mittwoch in Schönefeld. Allerdings gebe es noch einige „dicke Brocken“ aus dem Weg zu räumen.
Schwierigkeiten gibt es bei der sogenannten Dresdner Bahn und der Ost-Anbindung des BBI. Unter der Dresdner Bahn wird ein Teilstück im Süden Berlins verstanden. Für den Ausbau in Berlin steht die Genehmigung durch das Eisenbahnbundesamt aus. Klagen sind vor allem von einer Bürgerinitiative in Lichtenrade zu erwarten, die die ebenerdige Streckenführung durch den Ortsteil verhindern will und stattdessen einen Tunnel favorisiert.
Für diese Lösung optiert nach eigenen Angaben inzwischen auch der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB). Ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung der Anbindung des BBI an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei die Inbetriebnahme der Dresdner Bahn, sagte VBB-Chef Hans-Werner Franz vor kurzem auf einer Pressekonferenz. „Dazu wäre es hilfreich, wenn der Bund die Planungen so ändern würde, dass keine jahrelangen Klagen gegen die Strecke befürchtet werden müssten.“ Die Fahrt vom Berliner Hauptbahnhof über die Dresdner Bahn zum BBI dauert 20 Minuten. Solange diese Strecke nicht fertiggestellt wird, ist der Flughafen aus westlicher Richtung über die Anhalter Bahn erreichbar. Die Fahrt vom Hauptbahnhof auf dieser Strecke dauert nach DB-Angaben neun Minuten länger.
Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass die Bahn den Befürwortern einer Tunnel-Lösung entgegenkommt. „Die Bahn hat mit dem Bund vereinbart, dass die Trasse in Lichtenrade oberirdisch verläuft“, sagte der DB-Chef für Berlin und Brandenburg, Ingulf Leuschel. Ein Tunnel sei zu teuer. „Die Bahn hat kein Geld“, betonte der Manager. Alleine die notwendigen Umplanungen zum Bau eines Tunnels würden mehrere Millionen Euro kosten. Laut Franz kostet die Tunnellösung zusätzliche 30 Millionen Euro. Der Ausbau der gesamten Dresdner Bahn werde auf 400 Millionen Euro beziffert.
Zur Eröffnung des BBI wird die Ostanbindung nach Bahn-Angaben aufgrund von „Verzögerungen“ im Planfeststellungsverfahren nicht fertig sein. Die Inbetriebnahme war nun für 2012 geplant. Aber zurzeit will Baufeld „über den Zeitpunkt der Fertigstellung der Ostanbindung“ nicht spekulieren.
Denn der Deutsche Bahnkundenverband Berlin-Brandenburg hat kürzlich angekündigt, gegen die Streckenführung durch den Bohnsdorfer Wald Klage einzureichen. Eine alternative Trasse sei kostengünstiger sowie umweltverträglicher und entlaste die Einwohner von Bohnsdorf von zusätzlichem Lärm. Die Grünen-Fraktion im Brandenburger Landtag hat daraufhin die Bahn aufgefordert, die Bauarbeiten bis zu einer Gerichtsentscheidung einzustellen.
Dieser Forderung erteilte Baufeld eine klare Absage: „Wir handeln nicht illegal, sondern auf der Grundlage eines Planfeststellungsbeschlusses.“ Überdies könne ein Baustopp unter diesen Voraussetzungen dem Steuerzahler nicht zugemutet werden, denn jede Verzögerung koste Geld.
Abgesehen von der Ost-Anbindung des BBI und der Dresdner Bahn würden sämtliche Bahn-Arbeiten zum Flughafen im Zeit- und Kostenplan liegen, unterstrich Baufeld. Die Bahn investiert in das Projekt nach eigenen Angaben insgesamt 636 Millionen Euro.
Solange der Großflughafen nicht in östlicher Richtung an das Schienennetz angebunden ist, bleibt der BBI-Bahnhof ein Kopf-Bahnhof.
Das Durchfahren wird erst mit der Ost-Anbindung möglich. Und erst dann können nach Bahn-Angaben Fernzüge über den BBI-Bahnhof geführt werden. Solange bleiben die Fernbahnsteige im BBI-Bahnhof lediglich Haltestellen für Regionalzüge.
Michael Winckler
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