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Brandenburgs Badeseen: Bedenkenlos abtauchen
Die Wasserqualität in Brandenburg wird streng überwacht. Bei der Qualität der Freibäder aber fehlt der Überblick
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Potsdam - Wer an einem heißen Sommertag Abkühlung sucht, hat im Land Brandenburg die Qual der Wahl. Mit mehr als 3000 Seen gilt das Land als eines der seenreichsten in ganz Deutschland. Die Faustregel lautet: Der Sprung ins kühle Nass ist überall dort erlaubt, wo er nicht ausdrücklich durch ein Hinweisschild verboten ist. „Baden ist Gemeingebrauch. Ausgenommen sind Gewässer, die der Schifffahrt vorbehalten oder aber aus naturschutzrechtlichen Gründen gesperrt sind“, sagt Heidrun Seyfferle vom brandenburgischen Verbraucherschutzministerium. Auf Nummer Sicher geht, wer sich an die offiziellen Badestellen hält. Insgesamt 255 Uferbereiche sind aufgrund der brandenburgischen Badegewässerverordnung ausgewiesen. Auch was die Wasserqualität betrifft, kann dort unbesorgt geplanscht werden. Von den Gesundheitsämtern der Kreise und kreisfreien Städte wird die Güte während der Saison ständig überwacht. Im Juni wurde allen Badestellen eine gute oder sehr gute Qualität bescheinigt.
Vor rund vier Jahren wurde zudem das Qualitätsmanagement der Badegewässer deutlich ausgeweitet. Seitdem gilt in Deutschland die europäische Badegewässerrichtlinie. „Heute wird der Zustand der Gewässer nicht nur ständig überwacht, sondern die einzelnen Ergebnisse auch über die Jahre verglichen. Daraus lässt sich ableiten, ob sich die Situation tendenziell verschlechtert hat und ob gezielte Maßnahmen ergriffen werden müssen“, erläutert Seyfferle. Am Ende jeder Badesaison werde zudem zu jedem See ein Profil erstellt. Die Kriterien für die Überwachung seien an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst worden, sagt die Ministeriumsmitarbeiterin.
Von den umfangreicheren Vorgaben profitieren auch die Bürger. „Die Bereitstellung von Informationen für die Öffentlichkeit hat an Bedeutung gewonnen“, berichtet Seyfferle. So sei im Internetangebot des Ministeriums eine stets aktualisierte Liste mit allen Badestellen abrufbar. Zu finden sind nicht nur Angaben zur aktuellen Wasserqualität und den jüngsten Untersuchungsterminen, sondern auch das jeweilige Profil der entsprechenden Seen. Auch ob die Badestellen über ein WC verfügen, ob Rettungsschwimmer vor Ort sind oder ob es Grillstellen gibt, lässt sich abfragen. Eine Online-Karte zeigt die Lage des Gewässers an.
Für Verunsicherung hat jüngst jedoch der Nachweis des Darmbakteriums Ehec (Enterohämorrhagische Escherichia coli) in einem kleinen Bach bei Frankfurt/Main gesorgt. Bei der Frage, ob beim Baden in brandenburgischen Gewässern die Gefahr einer Infektion besteht, verweist Seyfferle auf das Informationsangebot des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau. Da Badegewässer natürliche Gewässer seien, könne es auch zum Eintrag von Tierfäkalien kommen. Natürlicherweise kommt Ehec im Darm von Wiederkäuern vor und wird mit dem Kot der Tiere ausgeschieden. Allerdings, so das Umweltbundesamt, werde die Konzentration an Ehec bei den regelmäßigen Kontrollen ebenfalls untersucht. „In Badegewässern mit guter hygienischer Qualität ist das Risiko einer Ehec-Infektion vernachlässigbar gering“, heißt es weiter.
Während der hygienische Zustand im Wasser strengen Kontrollen unterliegt, gibt es zumindest im Land Brandenburg für die Service-Einrichtungen der Badestellen keine Gewähr. Ob etwa das WC sauber ist, zeigt sich erst im Notfall. Dabei soll Badevergnügen im Land Brandenburg laut der neuen Tourismuskonzeption des Landes künftig stärker beworben werden. „Ein Gütesiegel für Strandbäder gibt es nicht“, räumt Birgit Kunkel, Sprecherin der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH ein. Es gebe nur die allgemeine Qualitätsoffensive „Service Q“ des Deutschen Tourismusverbandes, deren Kriterien sich natürlich auch die Strandbäder stellen könnten, so Kunkel. Bislang war das Interesse jedoch gleich null. „Wir würden uns freuen, wenn auch Strandbäder mitmachen würden“, versichert Kunkel.
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