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Stresstest. Für die Konservierung der Außenanlage der Gedenkstätte Berliner Mauer.

© BTU Cottbus/dapd

Brandenburg: Belastungstest für Teile der Berliner Mauer Segmente halten noch mindestens 100 Jahre

Cottbus - Ein Seil mit einem Flaschenzug umspannt auf dem Prüfstand in Cottbus das 3,60 Meter hohe und 2,7 Tonnen schwere Stahlbetonteil der Berliner Mauer. „Wir ziehen jetzt mit einer Kraft von sechs kN (Kilonewton)“, ruft der leitende Versuchsingenieur Robert Maziul seinen Teamkollegen vom Lehrstuhl Tragwerkslehre und Tragkonstruktion am Kraftmesser der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) zu.

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Cottbus - Ein Seil mit einem Flaschenzug umspannt auf dem Prüfstand in Cottbus das 3,60 Meter hohe und 2,7 Tonnen schwere Stahlbetonteil der Berliner Mauer. „Wir ziehen jetzt mit einer Kraft von sechs kN (Kilonewton)“, ruft der leitende Versuchsingenieur Robert Maziul seinen Teamkollegen vom Lehrstuhl Tragwerkslehre und Tragkonstruktion am Kraftmesser der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) zu.

Das seien etwa 600 Kilogramm, die der maximalen Windlast und einem schweren Sturm mit Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern entsprechen, erläutert der 37-jährige Bauingenieur den ungewöhnlichen Leistungstest. „Passiert ist bei diesem und auch noch weiteren Versuchen nichts“, erläutert der aus dem Spreewald stammende Maziul. Wie eine „Eins“ habe das L-förmige Betonelement der simulierten „steifen Brise“ standgehalten und sich nicht einmal gerüttelt.

Fünf Segmente des Grenzmauerabschnitts der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße wurden vergangenes Jahr nach Cottbus gebracht. Hier sollte bei einem Belastungstest geprüft werden, ob die durch „Mauerspechte“ teilweise stark beschädigten Betonteile noch standsicher sind, und wie lange die Mauerteile noch halten und Besuchern gezeigt werden können.

Nach den umfangreichen Tests an zwei Mauerteilen waren sich die BTU-Experten bereits einig. „Die Berliner Mauerteile sind solide gebaut worden und halten trotz der Beschädigungen noch mindestens 100 Jahre“, fasst eine Sprecherin der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus das Ergebnis der Tests zusammen. Erst bei einer simulierten Windgeschwindigkeit von mehr als 180 Stundenkilometern sei im November 2010 eines der Teile umgefallen, aber nicht gebrochen.

„Es ist hervorragend, was wir jetzt durch die Cottbuser Tests bescheinigt bekamen“, freut sich der Vorsitzende der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier. Die rund 180 Meter Originalmauer in der Gedenkstätte Bernauer Straße seien noch richtig fest und standhaft. Die vorgesehenen Sanierungsarbeiten könnten so in einem überschaubaren Maß gehalten werden. „Weitere Tests an Originalteilen in Berlin sind also nicht erforderlich“, erläuterte Klausmeier.

Für ihn ist an der Feststellung der BTU-Experten wichtig, dass sich seine schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigten. Eine Sperrung der Gedenkstätte sei nicht notwendig, sagte er. Getrost könne sich das Haus jetzt auf den 50. Jahrestag des Mauerbaus am 13. August weiter vorbereiten.

Maziul ist stolz auf seinen persönlichen Beitrag für den Erhalt der Berliner Mauer-Gedenkstätte. Als die von den DDR-Oberen „antifaschistischer Schutzwall“ genannte Mauer am 13. August 1961 errichtet wurde, war Maziul noch nicht geboren. Am Tag des Mauerfalls am 9. November 1989 ging er in die zehnte Klasse.

„Eigentlich hätten wir für den Test die porösen Segmente mit einem riesigen Aufwand im Windkanal oder mit großen Windrädern testen müssen“, berichtet er. Mit geringem Aufwand habe das BTU-Team anstelle von teurem Wind eine physikalische Kraftprüfung gewählt und dabei gleichzeitig neue Forschungserkenntnisse gewonnen, sagt der ansonsten für Altbausanierungen in Cottbus und Berlin verantwortliche Bauingenieur.

Vier der getesteten Mauerteile können Besucher sich jetzt in Cottbus ansehen. Sie stehen als Mauer-Denkmal auf dem „Platz der Einheit“ auf dem Gelände der Universitatätsbibliothek.

Britta Beyer

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