
© Patrick Pleul
Misshandlungsvorwürfe gegen Haasenburg: Belegungsstopp und Beschäftigungsverbot
Brandenburgs Bildungsministerium hat ein Beschäftigungsverbot für drei Mitarbeiter der umstrittenen Haasenburg-Heime ausgesprochen. Außerdem dürfen zunächst keine neuen Kinder aufgenommen werden.
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Potsdam - Jugendministerin Martina Münch hat aufgrund der aktuellen Vorwürfe von Jugendlichen gegen Einrichtungen der Haasenburg GmbH erste Konsequenzen gezogen. "Drei namentliche benannte Mitarbeiter stehen aktuell im Verdacht, zumindest zwei Jugendliche körperlich und seelisch misshandelt zu haben. Diese Vorwürfe können derzeit nicht ausgeräumt werden", so Münch. "Bis zur Klärung dieser Vorwürfe und um mögliche weitere Kindeswohlgefährdungen auszuschließen, werden die beschuldigten Mitarbeiter vorerst nicht mehr in den Haasenburg-Heimen arbeiten."
Münch kündigt zudem einen vorläufigen Belegungsstopp in den Einrichtungen der Haasenburg an. "Aufgrund der aktuellen Vorwürfe, täglich neuer Hinweise und vor dem Hintergrund der Fülle und Schwere der Vorwürfe gegen die Haasenburg-Heime kann ich es derzeit nicht verantworten, weitere Kinder und Jugendliche dort unterzubringen." "Die Aufnahme und Eingewöhnung von neuen Kindern und Jugendlichen ist eine sensible Phase, in der sichergestellt sein muss, dass die Neuankömmlinge in der Jugendhilfeeinrichtung die Ruhe vorfinden, die sie benötigen. Das ist derzeit nicht gesichert", so Münch. "Für die dort bereits untergebrachten Jugendlichen ist es wiederum wichtig, nicht aus einer laufenden Hilfe- und Unterstützungsmaßnahme abrupt herausgerissen zu werden. Um ihr Kindeswohl in den Heimen zu sichern, steht die Haasenburg GmbH derzeit unter verschärfter Beobachtung."
Daneben werde man alles dafür zu tun, um die Vorwürfe über gravierende Missstände in den Jugendhilfeeinrichtungen der Haasenburg umfassend aufzuklären, hieß es ma Dienstagabend beim Bildungsministerium. "Dabei setzen wir auf externe Unterstützung durch die unabhängige Untersuchungskommission", so Münch. Die Kommission wird den Umgang mit den Kindern und Jugendlichen in den drei Einrichtungen der Haasenburg GmbH in Jessern und Neuendorf (Landkreis Dahme-Spreewald) sowie Müncheberg (Landkreis Märkisch-Oderland) untersuchen, insbesondere bei denen, bei denen gerichtlich eine geschlossene Unterbringung zugelassen wurde. Die sechsköpfige Kommission wird die Ergebnisse ihrer Untersuchungen und ihre Empfehlungen zum weiteren Umgang mit den Einrichtungen der Haasenburg GmbH voraussichtlich bis zum Ende des Jahres vorlegen.
Am Dienstag war durch Medienberichte bekannt geworden, dass das Landesjugendamt von Missständen in Kinder -und Jugendheimen der Haasenburg GmbH seit 2006 gewusst hat. Die Tageszeitung "taz" hatte zuerst davon berichtet. Sie bezieht sich auf einen ihr vorliegenden Beschwerdebrief eines ehemaligen Mitarbeiters, der nach seinem Ausscheiden 2006 eine "totale Unterwerfung" der Jugendlichen anprangerte. Zudem beklagte er die Personalfluktuation.
Ein Sprecher des Bildungsministeriums in Potsdam sagte dazu gesagt, beim Landesjugendamt seien von 2006 an Beschwerden über die Heime eingegangen. Das Land habe auch reagiert und zahlreiche Auflagen erteilt. "Ob es ausreichend war, wird sich zeigen", sagte der Ministeriumssprecher.
Die jetzt geäußerten Vorwürfe, bei denen es um schwerere Missstände wie etwa tagelanges Fixieren gehe, seien den Behörden jedoch nicht bekannt gewesen. Es werde nun auch geprüft, ob die bisherigen Konsequenzen der Behörden nach Beschwerden gegen die Heime adäquat waren.
Gegen Erzieher und Heimbetreiber wird inzwischen wegen Misshandlungsvorwürfen ermittelt. Bewohner sollen auf Liegen fixiert worden sein, es soll auch zu Knochenbrüchen gekommen sein. Ein früherer Heim-Mitarbeiter berichtete von "Isolation, Fixierungen und militärischem Drill". (dpa)
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