Brandenburg: Berlin – Hauptstadt der Fußballfans
Mehr als 500 000 Gäste auf der größten Fanmeile Deutschlands / Polizei senkt Zahl der Einsatzkräfte
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Berlin - Berlin bleibt die Hauptstadt der Fußballfans. Nachdem am Freitagabend mehr als 300 000 Fußballbegeisterte auf der deutschlandweit größten Fanmeile das Eröffnungsspiel in München verfolgten, kamen am Samstag rund 120 000 Menschen und am Sonntag mindestens 150 000. Es sei „die schönste Meile der Welt“, schwärmte ein Sprecher des Senats am späten Sonntagnachmittag. Pünktlich zur WM konnten sich die Besucher des Fanfests zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule über Bilderbuchwetter freuen.
Die Sanitäter auf der Fanmeile halfen bei allen gesundheitlichen Problemen der Besucher. „Die WM-Gäste scheinen sehr vernünftig zu sein, Hitzeopfer hatten wir heute noch nicht“, sagte eine Sprecherin des Roten Kreuzes. Häufiger kämen Frauen, die sich Blasen gelaufen hatten. Auch kleinere Schürfverletzungen werden laut Angaben öfter behandelt. Auf der Fanmeile hat das Rote Kreuz drei Hilfsstellen eingerichtet.
Die Polizei meldete eine ruhige, friedliche Lage. „Wir sind bisher sehr zufrieden, dürfen aber nicht übermütig werden“, sagte Sprecher Bernhard Schodrowski. Am Samstag habe es lediglich drei Festnahmen gegeben. Auf der Meile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule waren zudem rund 20 betrunkene englische Fans aufgefallen, die Beamten mussten aber nicht einschreiten. Unterdessen bereitet sich die Berliner Polizei intensiv auf den kommenden Dienstag vor. Zum ersten WM-Spiel in der Hauptstadt, wenn Brasilien gegen Kroatien aufläuft, werden die Einsatzkräfte wieder aufgestockt, hieß es.
Die Zahl der Berliner WM-Polizisten wurde am Wochenende sogar von 2500 auf 2000 gesenkt – weil alles so friedlich ist. „Wir sind selbst überrascht, wie extrem ruhig es ist“, hieß es im Präsidium. Es gebe deutlich weniger Straftaten, „die Leute sitzen vor dem Fernseher“. Die Höhepunkte im Polizeibericht: Ein englischer Fan schlägt einen Tunesier am Breitscheidplatz, in Friedrichshain reißen ein paar Linke deutsche Flaggen vor einer rechten Kneipe aus der Halterung und werfen Steine auf die Gäste, vier Hooligans verprügeln dort wenig später einen 26-Jährigen.
Allerdings haben die verlängerten Öffnungszeiten zur Fußball-Weltmeisterschaft dem Berliner Einzelhandel am ersten Turnier-Wochenende noch nicht die erhofften Umsätze gebracht. Sowohl nach dem Deutschland-Spiel am Freitag als auch am Samstagabend sei es in den Geschäften und Kaufhäusern insgesamt „eher ruhig“ gewesen, sagte gestern der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen. Bis zum 9. Juli - dem Tag des EM-Endspiels in Berlin - dürfen die Geschäfte an Werktagen von 6.00 Uhr früh bis Mitternacht geöffnet haben sowie sonntags von 14 bis 20 Uhr. Ob die verlängerten Öffnungszeiten angenommen werden, könne man jedoch frühestens nach einer Woche sagen, sagte Busch-Petersen. Es sei noch „eine Frage des gegenseitigen Gewöhnens“, erklärte er und hatte für den schwachen Zuspruch am Wochenende noch eine weitere Erklärung: „Wir hatten Bombenwetter und interessante Spiele.“ Deutlich positiver war die Stimmung im Kaufhof am Alexanderplatz. Am Samstagabend hätten sich die beiden zusätzlichen Stunden bereits gelohnt, sagte Geschäftsführer Detlef Steffens. Auch mit dem Kundenzuspruch am Sonntagnachmittag war er äußerst zufrieden. Seinen Angaben zufolge bevölkerten „unwahrscheinlich viele Touristen in allen Trikots dieser Welt“ die Rolltreppen und Auslagen. dpa
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