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Brandenburg: Berlin: Bussard verendete am Virus H5N1

Sicherheitszonen um den Fundort in Biesdorf eingerichtet / Gesundheitsverwaltung: Kein Grund zur Panik

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Berlin - In Berlin gibt es den ersten Vogelgrippe-Fall. Das Virus H5N1 ist bei einem toten Mäusebussard nachgewiesen worden, den ein älteres Ehepaar am vergangenen Sonntag auf der Terrasse seines Einfamilienhauses in Biesdorf entdeckt hatte. Der Kadaver wird im zuständigen Labor auf der Insel Riems untersucht, um festzustellen, ob es sich um den auch für den Menschen gefährlichen, hoch aggressiven asiatischen Virustyp handelt. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf hat, unmittelbar nachdem das Ergebnis Donnerstagnacht bekannt wurde, rings um den Fundort ein drei Kilometer großes Sperrgebiet zum Schutz von Nutzgeflügel eingerichtet. Im zehn Kilometer großen Umkreis wurden zudem in Berlin und Brandenburg Schilder mit der Aufschrift „Geflügelpest Beobachtungsgebiet“ ausgestellt.

Der Fundort des aasfressenden Greifvogels liegt in einer Einfamilienhaussiedlung südlich vom S-Bahnhof Biesdorf. Nach Auskunft des zuständigen Bezirksstadtrats Svend Simdorn verhielt sich das Paar vorbildlich, es musste nicht ärztlich untersucht werden. Das Haus im Dillinger Weg wurde am Freitag von einer Polizeistreife bewacht – Anwohner hatten die Beamten vorsorglich benachrichtigt, um sich vor dem Medienansturm schützen zu lassen. Die meisten Anwohner in der Siedlung wussten noch gar nichts vom Vogelgrippe-Fall. Ein Mann führte seinen Hund aus – ohne Leine. Dabei ist das seit dem Ausrufen des Sperrbezirkes nicht mehr erlaubt. Ebenso dürfen in der dicht besiedelten Sperrzone keine Katzen mehr ins Freie. Das Tierheim Berlin nimmt vorerst keine Vögel mehr an und vermittelt auch keine mehr.

In der Sperrzone um den Fundort liegen mehrere S- und U-Bahnhöfe, das Unfallkrankenhaus Marzahn, die Bundesstraßen 1/5, Fernbahnstrecken und der Landschaftspark Wuhletal. Ebenso Teile des Tierparks in Friedrichsfelde – seinem Chef Bernhard Blaszkiewitz zufolge werden Vogelhäuser und Volieren nun noch intensiver vor betriebsfremden Personen geschützt. Der bezirkliche Krisenstab schickte Mitarbeiter zu rund 50 Geflügelhaltern, die in der Regel drei bis zehn Hühner und Hähne halten – sie dürfen keine Tiere und Produkte mehr aus dem Sperrbezirk herausbringen. Den ganzen Tag waren 40 Mitarbeiter des Ordnungs- und Tiefbauamtes in Grünanlagen unterwegs, suchten nach verendeten Tieren, stellten Hinweisschilder auf.Derzeit besteht der im Rathaus von Hellersdorf-Marzahn tagende Krisenstab aus 20 bis 30 Mitarbeitern.Bei Bedarf könnte die zahl aber noch aufgestockt werden.Nach einem kurzen Zusammentreffen wurden Feuerwehr und Polizei informiert. Weitere Verdachtsfälle gab es aber nicht. Der Bezirk hatte vor Wochen Schutzanzüge und hunderte Schilder mit der Aufschrift „Achtung Wildgeflügelpest-Bezirk“ geordert. Freitag früh trat der große Krisenstab unter anderem mit Vertretern der Senatsgesundheitsverwaltung, Polizei und Feuerwehr in Marzahn-Hellersdorf zusammen. Auch die umliegenden Kreise wurden über den Verdachtsfall informiert.

Den ganzen Tag waren 40 Mitarbeiter des Ordnungs- und Tiefbauamtes in den Grünanlagen innerhalb der Sperrzone unterwegs, suchten nach verendeten Tieren und stellten die Hinweisschilder auf. Parallel dazu bekamen rund 50 Hobby-Geflügelzüchter Besuch von Amtsveterinären, die sie über den Geflügelpestfall informierten und an die Stallpflicht erinnerten. „Es darf kein Geflügel mehr aus der Sperrzone transportiert werden“, sagte Simdorn.

Kitas und Schulen in der Sperrzone sollten in Kenntnis gesetzt werden – einige wussten indes nach Tagesspiegel-Anfrage gestern noch von nichts.

Die Brandenburger Landkreise Märkisch-Oderland und Barnim sowie Teile der Berliner Bezirke Mitte, Pankow, Lichtenberg, Treptow-Köpenick, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln liegen im Beobachtungsgebiet im Zehn-Kilometer-Umkreis. In der bis zu 30 Tagen ausgerufenen Beobachtungszone darf Geflügel 15 Tage lang nicht transportiert werden, danach sind Eierhaltung oder Brutaufzucht genehmigungspflichtig.

Im Kreuzberger Kinderbauernhof Görlitzer Park werden nun Seuchenwannen zum Schutz der Tiere ausgelegt. Auch Teile Neuköllns stehen unter Beobachtung. Bürgermeister Heinz Buschkowsky warnt wie Berlins Gesundheitsverwaltung indes vor Panikmache: „Die Gefahr, beim Überqueren der Sonnenallee ums Leben zu kommen, ist ungleich höher, als sich mit der Vogelgrippe zu infizieren.“

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