Brandenburg: Berliner Polizei fürchtet weiter Rockerkrieg
Berlin/Potsdam - Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch erwartet auch künftig blutige Kämpfe unter Rockern. „Mit einem Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen rechnen wir nicht“, sagte Glietsch am Montag im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.
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Berlin/Potsdam - Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch erwartet auch künftig blutige Kämpfe unter Rockern. „Mit einem Ende der gewaltsamen Auseinandersetzungen rechnen wir nicht“, sagte Glietsch am Montag im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Militante Anhänger der in Berlin und im Umland aktiven Rockergruppen Bandidos und Hells Angels gingen bei ihren Revierkämpfen nach wie vor äußerst aggressiv vor. Erst am Donnerstagabend waren zwei Hells Angels vor einer Gaststätte in Potsdam nach einer Schlägerei festgenommen worden, einige Tage zuvor hatte es im Umfeld der Berliner Bandidos einen Streit gegeben, bei dem ein Jungrocker eine Axt schwang. Ein Rockertreffen mit 300 Teilnehmern am Samstag in Potsdam-Waldstadt war nach Angaben der Polizei hingegen ruhig verlaufen.
Allein in den vergangenen fünf Jahren, erklärte Glietsch, habe man hunderte Ermittlungsverfahren eingeleitet, es habe 430 vorläufige Festnahmen gegeben, und mehr als 100 Haftbefehle. Rund 30 Prozent der Verfahren würden wegen Delikten aus der Rotlichtkriminalität geführt, etwa Schutzgeldgeschäfte sowie Drogen- und Waffenhandel. Besonders Hells Angels und Bandidos konkurrierten dabei, berichten Kenner. Bei Razzien im Milieu habe man Glietsch zufolge seit 2005 Drogen im Wert von rund einer Millionen Euro beschlagnahmt, außerdem knapp 450 000 Euro in bar und Vermögenswerte von mehr als 860 000 Euro – darunter auch Motorräder, die den Verkehrsbestimmungen nicht genügten. Schon vor acht Jahren ist im Landeskriminalamt eine Sonderstelle für Ermittlungen gegen Rocker eingerichtet worden. Knapp 800 Männer in 17 Rockerclubs beobachten die Behörden in Berlin, der harte Kern bei Bandidos und Hells Angels ist aber mit jeweils ein paar dutzend Männern relativ klein.
Innenpolitiker diskutieren derzeit ein bundesweites Verbot der beiden Bruderschaften. Bisher wurden nur einzelne Chapter, also lokale Ableger, der Clubs verboten. Vor drei Wochen traf es die Hells Angels in Flensburg und die Bandidos in Neumünster, schon seit 1983 dürfen Hells Angels in Hamburg laut Vereinsrecht nicht als Club auftreten. Im Haus von Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) heißt es, man prüfe ein Verbot auf Landesebene, wolle aber nach der Innenministerkonferenz Ende Mai mit anderen Ländern gemeinsam gegen kriminelle Rocker vorgehen. hah/PNN
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