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Von Claudia Keller und Rita Nikolow: Berliner Senat will den Kitas Personal spendieren Nach Brandbriefen von Erziehern wird überlegt,

40 Millionen Euro für Neueinstellungen auszugeben

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Berlin - Der rot-rote Senat will die Qualität der Berliner Kindertagesstätten mit einem 40 Millionen Euro schweren Programm verbessern. Allerdings stehe das Vorhaben unter Haushaltsvorbehalt, hieß es bei der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus am Donnerstag. Die Beratungen über den Haushalt 2010/11 haben gerade begonnen. Der Kita-Plan sieht unter anderem eine Aufstockung des Personals um fünf Prozent vor. Damit würde der Senat den Trägern entgegenkommen, die allerdings zehn Prozent mehr Erzieher fordern. Die Kitas sind in den Fokus gerückt, weil 300 Berliner Erzieherinnen ein Dutzend Brandbriefe an Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) geschrieben haben. Der Bildungssenator kündigte an, sich in den Haushaltsberatungen für die Kindertagesstätten stark zu machen. Nach einem Treffen mit der Bildungsverwaltung am Donnerstag setzten die Kita-Träger die Verhandlungen mit Zöllner zu Qualitätsvereinbarungen aus. „Wir können keine zusätzlichen Aufgaben mehr übernehmen“, hieß es.

In den Brandbriefen beklagen die Erzieherinnen die mangelhafte finanzielle und personelle Ausstattung der Kitas. Viele Erzieherinnen seien aufgrund der Belastung „kurz davor auszubrennen“. Initiiert hat die Brandbriefe das Berliner Kita-Bündnis, in dem sich die Kita-Träger zusammengeschlossen haben. Auch die Opposition im Abgeordnetenhaus forderte am Donnerstag mehr Personal für die Kitas.

Seit den Pisa-Debatten sollen auch die Kitas Bildungseinrichtungen sein. So hat der Berliner Senat vor fünf Jahren in einem Qualitätsstandards für die Kitas festgeschrieben. Sie sehen vor, dass die Erzieherinnen die sprachliche und soziale Entwicklung der Kinder beobachten und dokumentieren. Außerdem sollen die Erzieherinnen regelmäßig Elterngespräche führen, sich im Team besprechen und mit den Grundschulen zusammenarbeiten. Die Erzieher sehen sich nicht mehr in der Lage, die Qualitätsstandards zu erfüllen, heißt es in den Brandbriefen.

„Die  Briefe zeigen, wie groß der Druck in der Praxis ist“, sagte Martin Hoyer, Kita-Referent beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. „Es ist gut, dass sich die Erzieher zusammenfinden und ihre Probleme formuliert haben“, sagte Burkhard Entrup, Vorsitzender des Berliner Landeselternausschusses Kita.

Nach Angaben des Kita-Bündnisses brauchen die Mitarbeiter für die Vor- und Nachbereitung ihrer Arbeit, für Dokumentationen, Auswertungen und Elterngespräche ein Viertel ihrer Arbeitszeit. Diese könnten sie im Alltagsgeschäft oft nicht aufbringen und müssten zu Hause weiterarbeiten. Das Kita-Bündnis fordert deshalb zusätzlich 1500 Erzieher. An Kitas mit mehr als 100 Kindern sollten außerdem die Leiterinnen für organisatorische Aufgaben freigestellt werden. Diesen Forderungen würde der in den aktuellen Haushaltsberatungen diskutierte Plan des Senats zur Verbesserung der Qualität an den Kitas entgegenkommen. Er sieht die Freistellung von Kita-Leiterinnen bei mehr als 100 Kindern vor. Bisher gilt diese Regelung erst ab 162 Kindern. Außerdem soll die Anzahl der Erzieher um fünf Prozent erhöht werden, das wären etwa 600 zusätzliche Erzieher. „Damit wäre unsere Forderung nicht ganz erfüllt“, sagte Martin Hoyer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, „aber das wäre ein wichtiger Schritt“. Sandra Scheeres, die kitapolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, weist aber darauf hin, dass Berlin mit 2776 Euro pro Kind im Jahr im Bundesländer-Vergleich an der Spitze der Ausgaben für die frühkindliche Erziehung liegt. Das hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung 2008 ergeben. Bremen gibt 1560 Euro pro Kind und Jahr aus.

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