Brandenburg: Berliner will am WM-Finaltag demonstrieren
Berlin - Wenn Manfred Wühr auf den Dachboden seiner Wohnung klettert und aus der kleinen Luke schaut, hat er einen guten Blick auf das Berliner Olympiastadion. Am 9.
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Berlin - Wenn Manfred Wühr auf den Dachboden seiner Wohnung klettert und aus der kleinen Luke schaut, hat er einen guten Blick auf das Berliner Olympiastadion. Am 9. Juli wird in 500 Metern Entfernung das Finale der Fußball-WM stattfinden. Doch Wühr will das Spiel nicht vom Dachboden verfolgen. Schon vor fünf Jahren hat der 48-Jährige für den Finaltag eine Demonstration angemeldet. Von 14 bis 22 Uhr, bis zum voraussichtlichen Abpfiff. 10 000 bis 20 000 Teilnehmer will Wühr mobilisieren. Sie sollen vom Theodor-Heuss-Platz über den Ernst-Reuter-Platz zur Siegessäule und zurück laufen, quer durchs westliche Zentrum.
Zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor wird gleichzeitig das große Fanfest stattfinden. Wenn Wühr zudem auf der geplanten Route demonstriert, würde er den Verkehr zum Stadion zum Zusammenbruch bringen. Ihm wäre das recht. Er mag den Fußball, wie er sich heute darstellt, nicht mehr. Schon seit Jahren ärgert er sich über die Kommerzialisierung, über Vip-Logen in den Stadien. Wühr hat drei Kinder, sein Jüngster spielt Fußball. „Während die Profis Millionen verdienen, müssen die Eltern im Jugendfußball noch die Bälle kaufen“, sagt er. Er spricht über seinen Sport wie über einen alten Freund, der ihn enttäuscht hat. Wühr ist nicht politisch aktiv und hat keine Erfahrungen mit Demonstrationen. Dennoch setzte er sich im Sommer 2001 hin, füllte das „Anmeldeblatt für Versammlungen und Aufzüge“ aus und faxte es an die Polizei. Als Thema gab er „eine neue Chance für die Jugend“ an. Wühr spekulierte, dass das Endspiel am 9. Juli in Berlin stattfinden würde. Zu diesem Zeitpunkt stand der Finalort noch nicht definitiv fest, das wurde erst im Dezember 2003 vertraglich vereinbart.
Die Polizei hat gestern bestätigt, dass die Demonstration ordnungsgemäß angemeldet wurde. Die Behörde kann die Demo nur verbieten oder verlegen, wenn sie eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darlegt. Steffen Hudemann
Steffen Hudemann
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