Brandenburg: Bewährung für Autozündler Richter meint: Detlef M. ist „kein Gewaltmensch“
Berlin - Mit einem eher milden Urteil hat das Amtsgericht Tiergarten am Mittwoch einen Fall von Autozündelei geahndet. Detlef M.
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Berlin - Mit einem eher milden Urteil hat das Amtsgericht Tiergarten am Mittwoch einen Fall von Autozündelei geahndet. Detlef M. (43), der am Morgen des 16. Mai in Friedrichshain einen BMW angesteckt hatte, erhielt ein Jahr und zehn Monate Haft, allerdings auf Bewährung. Die Bewährungszeit setzte das Gericht auf drei Jahre fest. Detlef M. muss außerdem 300 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Das Gericht hob den Haftbefehl auf, damit endeten für M. knapp zwei Monate Untersuchungshaft. Richter André Muhmood betonte aber auch, für das Anzünden von Autos „gibt es keine Legitimation“.
Es habe sich bei der Zündelei nur um eine versuchte Brandstiftung und um eine Spontantat gehandelt, begründete Muhmood das Urteil. Außerdem sei der Sachschaden von unter 100 Euro gering gewesen. Detlef M. hatte mit einem Feuerzeug eine Lamelle des Kühlergrills am BMW angesteckt. Die von einem Ehepaar gerufene Polizei kam früh genug, sodass eine Beamtin die Flamme noch auspusten konnte. Das Ehepaar hatte zudem von einem Balkon aus den Täter fotografiert.
Der Fall Detlef M. hatte schon vor dem Prozess reichlich Aufsehen erregt. Der Mann zählt zu den wenigen Autobrandstiftern, die der Polizei ins Netz gegangen sind. Als der Mann im Juni in Moabit festgenommen wurde, ging die Zahl der mutmaßlich linksextrem motivierten Autozündeleien deutlich zurück. Bei der Durchsuchung der Wohnung von M. entdeckte die Polizei auch Anleitungen zum Bau von Brandsätzen. Im Prozess blieb jedoch das Motiv für den Angriff auf den BMW offen. Detlef M. ließ zwar über seinen Verteidiger ein Geständnis verlesen, doch war darin nur von der Tat an sich die Rede. Außerdem weigerte sich M., Fragen zur Sache zu beantworten. Muhmood hielt dennoch dem Angeklagten zugute, „kein Gewaltmensch“ zu sein.
Staatsanwältin Pamela Kaminski hatte eine deutlich höhere Strafe gefordert. Der Angeklagte müsse zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt werden, beantragte Kaminski.
Unterdessen haben in der Nacht zu Mittwoch wieder Autos gebrannt. Zuerst wurde ein Mercedes in der Köbisstraße in Tiergarten angesteckt, nur fünf Minuten später ging ein BMW in der Lieferdurchfahrt eines Wohngebäudes in der Kurfürstenstraße, ebenfalls in Tiergarten, in Flammen auf. bjs/fan
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