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Brandenburg: Beweise im Fall Ermyas M. schwinden

DNA-Spur reicht nicht für Belastung des Angeklagten

Von Frank Jansen

Stand:

Potsdam - Die Staatsanwaltschaft gerät im Potsdamer Prozess zur Gewalttat gegen Ermyas M. immer stärker in die Defensive. Nachdem in den vergangenen Verhandlungstagen bereits die Zweifel wuchsen, dem Angeklagten Björn L. sei eine Beteiligung an dem Verbrechen nachzuweisen, erscheinen jetzt auch die Vorwürfe gegen den zweiten Beschuldigten, Thomas M., fragwürdig. Eine DNA-Spur, von der Staatsanwaltschaft als stärkstes Indiz für die Schuld von Thomas M. gewertet, verlor gestern durch die Aussage einer Sachverständigen des Landeskriminalamts an Beweiskraft.

Die Beamtin hatte eine Flaschenscherbe untersucht, die am Tatort in Potsdam gelegen hatte und auf der sich laut Anklage genetisches Material von Thomas M. und dem Opfer Ermyas M. findet. Die „Mischspur“ auf der Scherbe könnte von bis zu fünf Personen verursacht worden sein, sagte die Sachverständige im Landgericht. Dass ein Teil der „zellulären Anhaftungen“ Thomas M. zuzuordnen ist, kommt für die Beamtin nur „in Betracht“. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft beweist die Scherbe, dass Thomas M. zum Zeitpunkt der Tat, in der Nacht zu Ostersonntag 2006, am Ort des Geschehens war. Die Sachverständige sprach aber von einer lediglich „minimalen Spur“. Die Beamtin wusste nicht einmal genau, „was ich da untersucht habe“. Die DNA-Spur war so winzig, dass sie weder als Blut oder Haut noch als anderes Teilchen des menschlichen Körpers identifiziert werden konnte. Außerdem lieferte die Polizei die Scherbe in einer Tüte mit anderen Resten von Bierflaschen ab, die am Tatort gefunden worden waren. Eine „Übertragung“ der DNA-Spur von einer Scherbe zur anderen sei nicht auszuschließen, sagte die Sachverständige.

Zuvor war im Prozess schon ein wesentliches Indiz aus der Anklage gegen Björn L. blasser geworden. Zeugen konnten eine hohe Stimme, die in der Tatnacht auf der Mobilbox der Frau von Ermyas M. zu hören war, nicht als die des im April 2006 an einer Kehlkopfentzündung erkrankten Björn L. erkennen.

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