Brandenburg: Bildungsstudie: Brandenburg auf 14. Platz
Minister Rupprecht reagierte nachdenklich auf das schlechte Abschneiden: „Wir müssen mehr tun“
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Potsdam - Im Land Brandenburg spitzt sich der Streit um Schwächen des Schulsystems zu. Links-Opposition und Wirtschaft verschärfen in ungewohnter Einigkeit ihre Kritik an der Landesregierung. Bildungsexpertin Gerrit Große (Linke) warf Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) gestern vor, durch Aktionismus und „Chaos“ im Umgang mit den Lehrern permanent für Unruhe an Schulen zu sorgen – wie zu Zeiten seines deshalb 2004 abservierten Vorgängers Steffen Reiche. „Da hat sich nichts geändert“, so Große. Man brauche sich über das ständige schlechte Abschneiden Brandenburgs bei Studien und Rankings nicht wundern. Die „Kontinuität“ der Bildungspolitik sei das Erfolgsgeheimnis von Sachsen und Thüringen, so Große.
Auslöser der Debatte ist eine aktuelle Länderstudie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative für Neue Soziale Marktwirtschaft, nach der Brandenburgs Bildungssystem sich in den letzten Jahren zwar spürbar verbessert hat, aber das Land dennoch nur auf Platz 14 im Bundesvergleich liegt – vor Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Spitzenreiter ist Sachsen. Der Grund: Andere Bundesländer verbessern ihre Bildungssysteme schneller als Brandenburg.
Lediglich bei der Chancengleichheit, also der Unabhängigkeit der Bildungswege von der sozialen Herkunft der Eltern, nimmt Brandenburg einen Spitzenplatz ein.
Besondere Defizite sehen Studie, Links-Opposition und Wirtschaft in der beruflichen Bildung, wo viele Auszubildende ihre Lehre vorzeitig abbrechen. „Die berufliche Bildung bleibt das Manko im brandenburgischen Bildungswesen“, heißt es in der Studie. Mit nur 75,6 Prozent schließen hier bundesweit die wenigsten Jugendlichen ihre Berufsausbildung erfolgreich ab (Bundesdurchschnitt 85,7 Prozent)
„Das Abgangsniveau der Schüler hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert“, kritisiert Victor Stimming, Präsident der Potsdamer IHK im Namen der Kammern des Landes. „Die Unternehmen können jedoch nicht Reparaturbetriebe für die fehlenden Grundkenntnisse aus der Schule sein.“ Zudem hänge die Güte der Berufsorientierung zurzeit in zu hohem Maße vom Engagement einzelner Lehrer ab.
Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) reagierte nachdenklich auf das schlechte Abschneiden Brandenburgs und die Kritik. „Wir sind besser geworden, aber es reicht noch nicht. Wir müssen mehr tun “, sagte Rupprecht. An der Unruhe im Bildungssystem, die etwa aus Versetzungen rühre, könne er „leider“ nichts ändern. „Wir müssen Lehrer hin und herschieben, weil es einen Personalüberhang gibt. Dass das für die Qualität nicht gut ist, ist klar“, sagte Rupprecht. Dass 1990 mit gleichen Bedingungen gestartete ostdeutsche Länder wie Sachsen und Thüringen etwa bei PISA–Studien permanent hervorragend abschneiden, auch jetzt beim Bundesranking wieder, wonach Sachsen Deutschlands bestes Bildungssystem hat, dafür zollt Rupprecht „höchste Anerkennung“. Auch wenn diese Länder CDU-regiert seien, „sind wir bereit von Sachsen und Thüringen weiter zu lernen“, sagte der SPD-Minister.
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