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Brandenburg: Billig wohnen in Berlin? – Das war einmal

Bei Neuverträgen bis zu 25 Prozent Aufschlag / Finanzkrise wird auf Immobilienmarkt spürbar

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Berlin - Wer nach Berlin zieht oder in der Stadt eine Wohnung sucht, wird kräftig zur Kasse gebeten. Hauseigentümer verlangten im vergangenen Jahr bis zu 25 Prozent mehr Miete als Nutzer von Wohnungen mit älteren Verträgen zu zahlen hatten. Wer zum Beispiel im Jahr 2007 eine Wohnung in guter Hauptstadtlage suchte, musste 6,62 Euro pro Quadratmeter im Monat bezahlen, 1,30 Euro mehr als die langjährigen Mieter in der selben Lagen aufbringen müssen. Im Berliner Durchschnitt stiegen die Wohnungsmieten beim Abschluss neuer Verträge um fünf Prozent. Dies teilte der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen am Freitag mit. Dessen Mitglieder besitzen 40 Prozent aller Mietwohnungen in der Stadt.

„Besonders schwierig ist die Lage für Haushalte mit kleinen Einkommen“, sagte Verbandschef Ludwig Burkardt. Wegen der steigenden Mieten fordert er von Senat die Erhöhung des Regelsatzes der so genannten „Ausführungsvorschrift Wohnen“. Das ist der Mietzuschuss des Landes für Empfänger von Arbeitslosengeld II. Burkardt zufolge gibt es aber auch zu wenig bezahlbare große Wohnungen in Berlin. Die mit öffentlichen Mitteln errichteten Sozialwohnungen entlasteten den Markt nicht. Denn deren Mieten seien wegen des Abbaus der Landesförderungen inzwischen zu teuer für Haushalte mit geringen Einkommen.

„Der steigenden Nachfrage nach kleinen und billigen Wohnungen steht kein ausreichendes Angebot gegenüber“, so Ludwig Burkardt, Vorstandsmitglied des Verbandes. Deshalb werde der Senat „nicht um eine Erhöhung der Bruttowarmmieten für Empfänger von Arbeitslosengeld II herumkommen“, sagte er. Derzeit erhalte ein alleinstehender ALG-II-Empfänger 360 Euro für Miete inklusive Nebenkosten und Heizung. Diesen Betrag müsse der Senat „auf 400 Euro anheben, damit ALG-II-Empfänger notfalls auch eine Zweizimmerwohnung bezahlen können“, so Burkardt.

Alternativen zum freien Markt haben Geringverdiener nicht, denn die mit Milliarden-Zuschüssen errichteten Sozialwohnungen in der Stadt sind zu teuer. Das liegt daran, dass die Subventionen vom Senat rasch abgebaut werden. Dadurch liegen die Mieten von Sozialwohnungen rund 50 Cent über dem Berliner Durchschnitt laut Mietspiegel, 4,75 Euro pro Quadratmeter. „Für einkommensschwache Haushalte sind Sozialwohnungen deshalb unerschwinglich“, sagt Burkardt.

Die Wohnkosten in Berlin steigen nicht nur wegen der drastischen Mieterhöhungen bei Umzügen, sondern auch wegen der stark steigenden Nebenkosten (plus 2,5 Prozent) und der Energiekosten (plus vier Prozent).

Dagegen erreichten bereits Vorboten der Finanzkrise Berlin bereits im Vorjahr: In der Hauptstadt wurden 60 Prozent weniger unbebaute Grundstücke verkauft und 42 Prozent weniger Wohnhäuser und Eigentumswohnungen. Der Verband bewertet diese Entwicklung allerdings nur als „Marktberuhigung“, die sich nicht zu einer Krise auswachsen werde. Denn die deutlich gesunkenen Umsätze hätten keinen Einfluss auf die Preise. Ralf Schönball

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