Brandenburg: „Blinde Zerstörungswut“
Schlösser und Gärten klagen über Vandalismus / Brandenburg und Berlin besonders betroffen
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Schlösser und Gärten klagen über Vandalismus / Brandenburg und Berlin besonders betroffen Potsdam/Berlin - Die historischen Schlösser und Gärten ziehen bundesweit jährlich Millionen von Besuchern an. Doch immer mehr Kulturbegeisterte ärgern sich gerade in den Sommermonaten maßlos über zertrampelte Beete, frei herumrennende Hunde, rücksichtslose Radfahrer, beschmierte Skulpturen und zurückgelassene Müllberge, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur ddp bei den Stiftungen in mehreren Bundesländern. Vor allem die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg beklagt einen zunehmenden Vandalismus. „Die blinde Zerstörungswut kennt keine Grenzen“, sagt Sicherheitschef René Mende. Mit registrierten Schäden von über 138 000 Euro verzeichneten seine Mitarbeiter 2003 einen neuen Negativrekord. In den beiden Jahren zuvor lag die Summe bei jeweils rund 85 000 Euro. Nach Polizeischätzungen werden jährlich deutschlandweit hunderte Fälle von Sachbeschädigungen gemeldet, die vom Blumendiebstahl bis zum Zerstören wertvoller Skulpturen reichten. Einen genauen Üblick gibt es nicht, da diese Taten nicht einzeln in der Polizeistatistik erfasst werden. Die Täter verschwinden meistens unerkannt, da sie oft in den Abend- und Nachtstunden ihr Unwesen treiben. Und die Spur der Verwüstungen hält an: Erst am Donnerstag wurde im Neuen Garten in Potsdam eine ausgeraubte Spendensäule entdeckt. Schon der Alltag ist erschreckend, wie Mende und seine 16 durch die Parks streifenden Mitarbeiter feststellen. „Da glitzern in Sanssouci oder im Schlosspark in Berlin-Charlottenburg zerbrochene Bierflaschen auf Wiesen, Hunde zerbeißen junge Anpflanzungen oder wühlen sie aus dem Boden, unbelehrbare Radfahrer zerfurchen täglich Wege.“ Die Beschädigungen in diesem Jahr hielten sich aber „glücklicherweise noch in Grenzen“, betont er. Mächtig frustiert zeigt sich der Sicherheitschef jedoch, wenn er – wie im vergangen Jahr – eine wertvolle Terrakottaplastik, die 200 Jahre überstanden hat, morgens am Boden zerstört findet. „Oder Unbekannte berechnend 150 Meter Absperrzaun umtreten, absägen und stehlen, damit künftig der bequeme Trampelpfad quer durch den Garten weiter benutzt werden kann“, ergänzt Mende. Mit Unverständnis und Kopfschütteln muss Mendes-Team auch immer wieder feststellen, dass restaurierte Eingangstore im Park immer wieder aus ihren Verankerungen gerissen und teilweise in Gewässern versenkt oder Schlösser einfach mit Sekundenkleber unbrauchbar gemacht werden. Die Potsdamer Parkanlagen werden von „einigen Besuchern“ einfach nicht als Kulturerbe, sondern als Erholungsgebiete im Stadtzentrum angesehen, sucht Mende Gründe für die Beschädigungen. Positiv sei zwar, dass dank neuer Videoanlagen in einigen Bereichen die Zahl der Schäden zurückgegangen seien. Jedoch stellen sich die Täter auf diese Überwachung ein und ziehen ein Stück weiter. Deshalb werden neuerdings die „unsichtbaren Augen“ nicht mehr sichtbar auf hohen Masten angebracht, sondern versteckt, wie Mende betont. Zudem unterstütze die Polizei die Sicherheitsmitarbeiter „entsprechend ihrer personellen Möglichkeiten, „wo sie nur könne“. Doch „wer nicht gleich erwischt wird, ist weg“, stöhnt Mende.
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