Brandenburg: Böller gezündet, Hand weggesprengt
Trotz einiger schwerer Unfälle und Krawalle hatten Feuerwehr und Polizei weniger zu tun als sonst
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Berlin/Potsdam - Es war viel Arbeit, aber es gab schon schlimmere Jahre in Berlin und Brandenburg – dieses Fazit zogen Polizei, Feuerwehr und Kliniken nach der Silvesternacht. Den schlimmsten Silvesterunfall erlitt ein 31-Jähriger in Berlin-Pankow. Kurz nach Mitternacht hatte er einen illegalen italienischen Böller angezündet. Er explodierte sofort, der Mann verlor die rechte Hand. Er wird im Marzahner Unfallkrankenhaus auch psychologisch betreut.
Insgesamt gab es nach Angaben von Krankenhaus-Sprecherin Angela Kijewski 13 Böllerverletzungen, weniger als in den Vorjahren. Allerdings gab es 15 Brandverletzte, deutlich mehr als sonst. So erlitt ein 74-Jähriger schwere Verbrennungen beim Anzünden von Feuerwerk. Zwei weitere Männer hatten sich über eine Silvesterbatterie gebeugt, beide verbrannten sich ihre Gesichter. Zwei 14-jährige Mädchen erlitten Verbrennungen am Knie und im Gesicht, sie waren mit Feuerwerk beschossen worden.
Auf der Silvestermeile in Berlin am Brandenburger Tor gab es wie in den Vorjahren keine Störungen. Wegen des großen Andrangs wurden der erste Eingang bereits um 18.20 Uhr geschlossen, zwischen 21 und 22 Uhr waren alle anderen dicht. Eine schwere Gewalttat gab es am Rande des abgesperrten Bereichs: Gegen 22.40 Uhr gingen mehrere junge Männer mit Messern aufeinander los. Drei wurden schwer verletzt, sie stammen aus der Türkei und Afghanistan. Der Hintergrund ist unklar.
Ausschreitungen gab es in diesem Jahr in Berlin-Schöneberg. In der Potsdamer Straße wurden gegen Mitternacht Autos, Busse und auch Polizeiwagen mit Böllern beworfen. Eine Bushaltestelle wurde angezündet, andere wurden beschädigt. Erst beim Einschreiten einer behelmten Hundertschaft kehrte Ruhe ein. Zwölf überwiegend arabischstämmige Jugendliche wurden festgenommen. Den größten Sachschaden gab es wenig später am U-Bahnhof Bülowstraße. Mit einem Superböller zerstörten Unbekannte gegen ein Uhr früh den Aufzug. Unter der Druckwelle zersprangen sämtliche Glasscheiben. Nach Angaben eines Augenzeugen sollen etwa 20 bis 30 junge Männer die Sprengung regelrecht inszeniert habe. Polizeiautos wurden auch in Kreuzberg und Prenzlauer Berg attackiert. Unbekannte bewarfen einen Einsatzwagen so massiv mit Pflastersteinen, dass Scheiben durchschlagen und ein Polizist leicht verletzt wurde.
In Brandenburg sprachen sprachen Feuerwehr und Polizei von einer eher ruhigen Silvesternacht. Zwar wurden zahlreiche Sachbeschädigungen durch Böller registriert. „Es gab jedoch keine herausragenden Ereignisse“, hieß es im Polizeipräsidium. In der Silvesternacht waren etwa 180 zusätzliche Polizisten im Einsatz gewesen. Auch die Regionalstellen der Feuerwehr bezeichneten das Einsatzgeschehen als normal für eine Silvesternacht und meldeten keine dramatischen Fälle.
In Brandenburg/Havel wurde ein Ehepaar verletzt, weil Passanten ihre Feuerwerkskörper falsch gezündet hatten. Der 44-Jährige und die 43-jährige Frau bekamen herumfliegende Teile von einem Blumentopf und einem Plastikrohr ab, in denen junge Männer das Feuerwerk gesteckt hatten. Das Paar musste ambulant behandelt werden. In Vehlefanz (Oberhavel) demolierten Jugendliche mit Böllern die Schranke eines Bahnübergangs. Gegen sie wird wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion ermittelt. In Perleberg (Prignitz) feuerte ein angetrunkener Mann an Neujahr vormittags mit einer Schreckschusswaffe von seinem Grundstück aus Signalmunition auf Passanten. Verletzt wurde niemand. Die Polizei ermittelt wegen versuchter, gefährlicher Körperverletzung und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. ha/axf/dpa
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