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Brandenburg: Bombe am Ostkreuz verursacht Verkehrschaos
Bahnverkehr wurde komplett unterbrochen / Bombe musste an der Baustelle entschärft werden
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Berlin - Die amerikanische Bombe lag fast an der gleichen Stelle wie eine andere Bombe, die im April auf der Baustelle am Bahnhof Berlin-Ostkreuz gefunden wurde, dicht neben dem denkmalgeschützten Wasserturm an der Ecke Markgrafenstraße und Hauptstraße. Die Entdeckung der Bauarbeiter hatte gestern für zehntausende Fahrgäste weitreichende Konsequenzen. Denn der Bahnhof Ostkreuz ist der wichtigste Umsteige-Bahnhof im Netz der S-Bahn, zudem führen hier Gleise der Fern- und Regionalbahn vorbei.
Gegen 13.30 Uhr wurde der 500 Kilo schwere Blindgänger von Bauarbeitern gefunden, sicherheitshalber wurde darauf der Verkehr auf sämtlichen Gleisen eingestellt – doch nur für eine Viertelstunde. Denn schnell war klar geworden, dass die Bombe aus dem zweiten Weltkrieg an Ort und Stelle entschärft werden muss. Und da erfahrungsgemäß die Räumung der Umgebung mehrere Stunden dauert, konnte die Bahn solange ihren Fahrgästen nur mitteilen, dass die „Sperrung des S-Bahn-Verkehrs bevorsteht“, konnte aber keine Uhrzeit nennen. Alle Züge, so die Ankündigung kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe, sollten in den Bahnhöfen Ostbahnhof, Nöldnerplatz, Treptower Park und Frankfurter Allee enden – also jeweils vor dem Ostkreuz.
Der Regional-Verkehr wurde gegen 17.30 Uhr komplett eingestellt, die S-Bahn-Züge passierten die Station ohne Halt. Ein Polizist sagte am frühen Abend, dass die eigentliche Entschärfung nicht vor 20 Uhr beginnen würde. Mehrere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei begannen am frühen Nachmittag, Straßen zu sperren und die Anwohner aus den Häusern zu geleiten. Da der Kiez nördlich vom Ostkreuz als linksalternativ gilt, war die Polizei auf längere Diskussionen mit unwilligen Mietern vorbereitet. In der Vergangenheit hatten Anwohner, die ihre Häuser nicht verlassen wollten, mehrfach die Entschärfung von Weltkriegsmunition verzögert.
In Schulen der Umgebung wurden Sammelstellen eingerichtet, Lautsprecherwagen der Polizei fuhren durch die Straßen und riefen die Anwohner zum Verlassen des Gebietes auf. Gegen 17 Uhr waren alle Straßen der Umgebung von der Polizei abgeriegelt, darunter auch die stark befahrene Stralauer Allee zur Elsenbrücke. In der weiteren Umgebung gab es lange Staus. Auf den Bahnsteigen selbst war noch gegen 17 Uhr kaum etwas von der Situation zu spüren, die Züge fuhren normal. Polizisten ließen alle Reisenden noch zu den Zügen. Am Bahnhof Ostkreuz steigen täglich etwa 100 000 Menschen ein, aus oder um. Seit drei Jahren wird die Station, an der jahrzehntelang nichts saniert worden war, komplett umgebaut. Mehrere Gleise sind schon vollständig abgerissen – wie so oft bei Erdarbeiten werden dann Blindgänger im Boden gefunden. 500 000 Tonnen Bomben haben die Kriegsgegner der Deutschen im 2. Weltkrieg über Berlin abgeworfen, 25 000 bis 75 000 Tonnen – so die Schätzung von Experten – explodierten nicht und blieben liegen. Seit 1948 wurden 10 000 entschärft, meist nach der Auswertung von alliierten Luftaufnahmen. Das einzige Unglück war übrigens ganz in der Nähe vom Ostkreuz geschehen: 1994 starben in der Pettenkoferstraße 3 Menschen, als ein Bagger eine Bombe zur Explosion brachte. Ha/spa
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