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Von Jörn Hasselmann: Bombenleger in Haft – Berlin atmet auf

Polizei nennt Details zur Festnahme Peter Johns: Er verbarg sich die ganze Zeit im Wald bei Rahnsdorf

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Berlin - „Berlin kann aufatmen.“ Berlins Polizeivizepräsident Gerd Neubeck war am Sonntag die Erleichterung über die Festnahme des Bombenlegers von Rudow anzusehen. Nach einer der größten Fahndungsaktion der Berliner Polizei der vergangen Jahre sitzt Peter John in Haft. Am Samstagabend endete seine Flucht nach elf Tagen – und mit einem Geständnis. John gab zu, hinter den Anschlägen auf seine Nichte Charlyn und deren Vater zu stecken.

Obwohl hunderte Beamte rund um die Uhr im Einsatz waren, kam „wieder einmal unserer treuester Mitarbeiter zu Hilfe: Kommissar Zufall“, sagte Neubeck gestern vor Journalisten. Der 32-Jährige John war Bundespolizisten am Samstag auf dem Ostbahnhof in Berlin-Friedrichshain aufgefallen, weil er vor Schließfächern herumlungerte. Als die Beamten ihn ansprachen, sagte er sofort: „Ich bin Peter John“ – und zeigte seinen Ausweis. Erkannt hatten ihn die Beamten nicht – John trug eine lange schwarze Perücke. Am Nachmittag war schon ein 20-jähriger Bekannter des Bombenbauers festgenommen worden, der von den Anschlägen gewusst haben soll.

Ein Spezialeinsatzkommando brachte John am späten Samstagabend zur Vernehmung zur Mordkommission in die Schöneberger Keithstraße. Dort verriet er, dass er an der Heinrich-Heine-Straße in Mitte einen weiteren Sprengsatz versteckt habe. Sofort rückten Spezialisten der Polizei aus. Sie fanden die Bombe unter einem Altkleidercontainer. Zuvor war die Gegend weiträumig abgesperrt worden. Die Polizei ist sich einigermaßen sicher, dass dies der letzte von John versteckte Sprengsatz war.

Nach Angaben der Ermittler hat John die Anschläge auf seine Familie detailliert geplant. Dazu gehörte, dass er sich eine Hütte im Wald im Köpenicker Ortsteil Rahnsdorf herrichtete. Der Unterschlupf war gleichermaßen schwer zu finden wie verkehrsgünstig an der S-Bahn gelegen. Dies erklärt, weshalb viele Tage jeder Spur von John fehlte. Sein Motiv hat er noch nicht präzisiert, die Polizei blieb gestern bei der Formulierung „Hass auf die Familie“. Zudem habe er mehrfach Todesdrohungen gegen seine Familie ausgestoßen.

Die Fahndung nach dem Täter war sehr heikel: Denn die Polizei befürchtete, dass John eine Bombe bei sich tragen und sie bei einer Festnahme zünden könnte. Alle Polizisten waren angewiesen, den Mann nicht selbst festzunehmen, sondern das Spezialeinsatzkommando zu alarmieren. Tatsächlich war das SEK in den vergangenen Tagen ein Dutzend Mal im Einsatz – immer, wenn Zeugen John irgendwo angeblich gesehen hatten. Am 1. Dezember überwältigten die Beamten beispielsweise einen Mann in Prenzlauer Berg, den Zeugen für John gehalten hatten.

Ebenso intensiv wie die Kripo fahndete, kämpften Ärzte im Unfallkrankenhaus Berlin um das Leben der zwölfjährigen Charlyn. Zwei Tage nach dem Anschlag wurde sie von einem Spezialistenteam im Unfallkrankenhaus Marzahn sechseinhalb Stunden operiert. Eine zweite Operation am vorigen Montag folgte, bei der es dann um die Rettung von Charlyns schwerverletztem Arm ging. Unter der Leitung von Andreas Eisenschenk, dem Chefarzt der Abteilung für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie, folgte Ende vorige Woche eine dritte Operation. Mittlerweile ist stehen die Chancen gut, dass Charlyn ihren Arm nicht verlieren wird. Denn der Körper des Mädchens hat das verpflanzte Gewebe nicht abgestoßen, es haben sich keine Giftstoffe gebildet. Der Zustand des Kindes ist nun stabil, es bestehe keine Lebensgefahr mehr. Mittlerweile spricht Charlyn wieder, auch die Wunden im Gesicht heilen gut. Die Zwölfjährige yn wird noch Wochen auf der Intensivstation bleiben müssen. So lange John auf freiem Fuß war, hatte die Polizei die Familie und das Krankenhaus intensiv bewacht. John hat sich dem Vernehmen nach nicht nach dem Befinden des Mädchens erkundigt. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft in Moabit. Ihm droht eine lebenslange Strafe.

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