Von Claus-Dieter Steyer: Brand bringt Munition zur Explosion
Feuer auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog kann nur aus der Luft bekämpft werden
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Jüterbog - Nur aus großer Höhe konnte sich die Feuerwehr gestern einen Überblick über den am Montagnachmittag auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz „Altes Lager“ bei Jüterbog ausgebrochenen Großbrand verschaffen. Denn selbst der Hubschrauber befand sich in großer Gefahr. Das Feuer brachte immer wieder Panzersprengmunition und Granaten zur Explosion, die schon seit Jahrzehnten dort im Boden liegen. „220 Hektar stehen in Flammen oder sind bereits abgebrannt“, sagte ein Einsatzleiter gestern an der Bundesstraße nach Treuenbrietzen. „Dennoch haben wir die ursprüngliche Zahl von mehr als 200 Einsatzkräften auf 45 reduziert. Eine direkte Brandbekämpfung ist auf dem hoch gefährlichen Gelände einfach nicht möglich.“
Deshalb konzentrierte sich die Feuerwehr auf den Schutz von Ortschaften. Den ganzen Vormittag hielt sich das Gerücht, dass das Dorf Klausdorf vorsorglich evakuiert werden müsste. Besorgt und hoffnungsvoll zugleich beobachten die Einwohner aus sicherer Entfernung das Eintreffen schwerer Technik. Drei Kilometer vor dem Ortsrand verbreiteten Panzerfahrzeuge der Bundeswehr einen schmalen Weg zu einer Schneise, um dort ein Übergreifen des Brandes auf einen Hochwald in Richtung Klausdorf zu verhindern. „Wir sind optimistisch, dass uns die Rettung dieser Ortschaft gelingt“, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung Teltow-Fläming, Heike Lehmann. „Zusätzlich haben wir zu den kleineren Löschhubschraubern einen großen Bundeswehr-Helikopter angefordert.“ Diese Maschine kann 5000 Liter Wasser aufnehmen und zielgenau abwerfen, die Kapazität der kleineren Hubschrauber liegt bei 900 Litern.
Laut Feuerwehr mussten auch die Helikopterbesatzungen äußerst vorsichtig sein und in großer Höhe fliegen, um sich nicht durch Detonationen in Gefahr zu bringen. Der größte Teil der rund 300 Fußballfelder großen Brandfläche muss einfach abbrennen. Gestern stand noch nicht fest, wann mit einem Ende des Einsatzes gerechnet werden kann.
Schon in den Jahren 2004 und 2006 wüteten auf dem trockenen Heideboden, auf dem Kiefern, Birken und Gestrüpp wachsen, starke Feuer. Seit 1864 wurde das Gelände militärisch genutzt. Die meisten Hinterlassenschaften stammen von den russischen Truppen, die hier zwischen 1945 und 1992 einen der größten Übungsplätze in Ostdeutschland unterhielten. Panzer schossen die Zielbahnen immer wieder frei, um jeden Bewuchs zu verhindern. Unzählige Blindgänger werden heute im Boden vermutet. Erfahrungsgemäß haben die Truppen bei ihrem schnellen Abzug ganze Munitionslager einfach vergraben, um sie nicht mit in die Heimat transportieren zu müssen.
Die Brandursache steht noch nicht fest. Brandstiftung wurde ebenso wenig ausgeschlossen wie eine Selbstentzündung durch eine Glasscherbe oder ein heiß gewordenes Metallteil.
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