HINTERGRUND: Brandenburg hält an Polizeiorchester fest
Bei der Polizei ist es eine geflügelte Redewendung: Das Polizeiorchester komme als Bulle und gehe als Freund. Und es ist auch das Credo von Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke: Wenn die Polizei sonst etwa bei Verkehrskontrollen mit repressiven Maßnahmen wahrgenommen werde, könne das Orchester auch Freude verbreiten.
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Bei der Polizei ist es eine geflügelte Redewendung: Das Polizeiorchester komme als Bulle und gehe als Freund. Und es ist auch das Credo von Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke: Wenn die Polizei sonst etwa bei Verkehrskontrollen mit repressiven Maßnahmen wahrgenommen werde, könne das Orchester auch Freude verbreiten. Für Mörke ist das Orchester daher Teil der Imagepflege. Der Forderung des Landesrechnungshofes, das 54-köpfige Polizeiorchester zu halbieren, erteilte er am Freitag eine klare Absage. Damit wäre die Spielfähigkeit des Berufsblasorchesters nachhaltig gefährdet, sagte ein Präsidiumssprecher.
Das Orchester habe eine jahrzehntelange Tradition und Renommee über Brandenburg hinaus. Er verwies auch auf Entscheidungen von Regierung und Landtag zum Erhalt des Orchesters.
Dennoch seien Hinweise des Rechnungshofes aufgenommen und teils noch während der Prüfung umgesetzt worden. Die innere Organisation sei gestrafft worden, es gebe auch einen neuen Verwaltungsleiter, der die Fachaufsicht ausführt. Auch die Orchesterordnung mit Regelungen zu Auftritten werde neu gefasst. Zudem sei das Entgelt pro Auftritt von 1500 auf 4500 plus Servicepauschale von 200 Euro erhöht worden. Welche Folgen das für die Nachfrage im Land haben werde, sei noch nicht absehbar, hieß es. Grundsätzlich bezeichnete es das Präsidium als schwierig, das Orchester unter rein fiskalischen Gesichtspunkten zu betrachten. Denn beim Polizeiorchester gehe es vorrangig nicht darum, Geld einzuspielen. Etwa beim Benefiz-Weihnachtskonzert am Mittwochabend in Neuruppin. Oder jetzt für Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt. Allein in diesem Jahr habe das Orchester bis zum 1. Dezember 180 Auftritte absolviert. Davon 25 in Potsdam, die meisten zu offiziellen Anlässen der Landesregierung. Von einer Schieflage bei den Auftrittsorten kann aus Sicht der Polizei keine Rede sein. Insgesamt gebe es pro Jahr 200 Auftritte für etwa 70 000 Zuhörer. Für Brandenburg sei es das einzige Orchester, das im gesamten Land Auftritte habe. „Wir sind ständig auf Achse“, sagte der Sprecher. Damit sei Brandenburgs Polizeiorchester bundesweit Spitzenreiter. Vor allem bei Präventionsaktionen der Polizei trete das Orchester auf. Den Auftritt bei einem Bikertreffen 2014 wertet das Präsidium auch selbst als groben Fehler. Die Unterlagen bei der Anmeldung für den Aufritt, für den 750 Euro gezahlt wurden, seien nicht genug geprüft worden
Auch das Innenministerium hält am Orchester fest. Es sei unverändert der Auffassung, dass der Klangkörper ein wichtiger Teil der Polizei und für das Land insgesamt wichtig sei. Denn Brandenburgs Kulturlandschaft sei mit Orchestern nicht reichlich gesät. Allerdings akzeptierte das Ministerium die Hinweise des Rechnungshofes zu den Finanzen, zur Wirtschaftlichkeit und auch zur Frage, ob kaum nachgefragte CD-Produktionen nötig seien. Bei der Organisation des Orchesters sei „mehr Verwaltung und weniger Künstlertum“ nötig. axf
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