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Nazi-Kriegsverbrecher soll nicht nach Hennigsdorf: Brandenburg lehnt Bestattung von Priebke ab
Innenminister Ralf Holzschuher warnt vor einer "geschmacklosen Gedenkkult" durch Rechte. Für die Haltung der Stadt Hennigsdorf habe er "vollstes Verständnis."
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Potsdam - Im Streit über die letzte Ruhestätte für den Nazi-Kriegsverbrecher Erich Priebke hat Brandenburgs Innenminister Ralf Holzschuher (SPD) seine Vorbehalte gegen eine Bestattung in Deutschland bekräftigt. "Ich habe keinerlei Interesse daran, dass Erich Priebke im Land Brandenburg beigesetzt wird", erklärte er am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP in Potsdam. Sollte sich dies nicht vermeiden lassen, dann solle Priebke anonym "an einem unbekannten Ort" beigesetzt werden.
Ähnlich hatte er sich zuvor schon in den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" geäußert. Holzschuher verwies gegenüber AFP darauf, dass bereits Priebkes brandenburgischer Geburtsort Hennigsdorf eine Beerdigung abgelehnt hat. Dafür habe er "volles Verständnis". "Es liegt auf der Hand, dass rechtsextreme Kreise eine solche Grabstätte für ihre abstoßende Propaganda missbrauchen könnten", warnte der Innenminister. Bereits im vergangenen Jahr hatte es zu Priebkes 99. Geburtstag in Hennigsdorf einen Neonazi-Aufmarsch gegeben. Die Befürchtungen seien also "keineswegs aus der Luft gegriffen", erklärte Holzschuher.
"Priebke hat in seinem Leben viel Unheil angerichtet und Leid verursacht und darüber bis zu seinem Tode kein Wort des Bedauerns gefunden", erklärte er weiter. "Nun kommt es darauf an, eine Form der Beisetzung zu finden, die es heutigen unverbesserlichen Rechtsextremisten nicht ermöglicht, einen geschmacklosen Gedenkkult rund um den verstorbenen und bis zuletzt völlig uneinsichtigen Kriegsverbrecher zu entfalten." Es wäre "blauäugig und naiv, dies nicht ebenfalls rechtzeitig zu berücksichtigen", betonte der SPD-Politiker.
Der Leichnam des in Rom gestorbenen Priebke befand sich am Donnerstag noch immer auf einem Militärflughafen südlich der Stadt, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Vertreter des Flughafens Pratica di Mare meldete. Priebke wollte nach Angaben seines Anwalts in Argentinien ursprünglich neben seiner Ehefrau beigesetzt werden. Das südamerikanische Land, wo Priebke bis zum Jahr 1994 in der Stadt Bariloche unbehelligt unter seinem echten Namen gelebt hatte, wies das Ansinnen jedoch zurück.
Auch die Stadt Rom lehnte es ab, den ehemaligen SS-Offizier zu bestatten. Befürchtet wurde, dass Priebkes Grab zu einer Art Wallfahrtsort für Rechtsextremisten werden könnte.
Ein Militär-Berufungsgericht in Rom hatte Priebke 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Strafe verbüßte er im Hausarrest bei seinem Anwalt Giachini. Die italienische Justiz befand ihn für schuldig, maßgeblich am Massaker in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom im Jahr 1944 beteiligt gewesen zu sein. Bei dem Kriegsverbrechen waren 335 Menschen getötet worden, darunter 75 Juden. (AFP)
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