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Brandenburg: Brandenburg soll attraktivste Stadt des Landes werden

Interview mit Brandenburgs neuer Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU)

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Interview mit Brandenburgs neuer Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) Sie haben die Oberbürgermeisterwahl in einer Arbeiterstadt, einer langjährigen SPD-Hochburg gewonnen. Wie erklären Sie sich das „Wunder von Brandenburg“, von dem CDU-Chef Schönbohm spricht? Wir hatten in den letzten dreizehn Jahren in der Stadt Brandenburg unter SPD-Verantwortung nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt. Die Brandenburger wollten den Wechsel. Sie hoffen, dass es mit dem Neuanfang endlich aufwärts geht. Sie wollen Brandenburg zur „attraktivsten Stadt des Landes“ machen. Haben Sie sich angesichts der Krise der Havelstadt da nicht zu viel vorgenommen? Man muss sich hochgesteckte Ziele stellen. Bislang fristet die Stadt, die dem Land den Namen gab, oft ein Schattendasein. Ich will Brandenburg bekannter machen. Attraktiv wird die Stadt nur, wenn es uns gelingt, die Wirtschaft anzukurbeln, neue Firmen etwa am Standort Kirchmöser anzusiedeln. Was wollen Sie anders machen? Ich bin gewöhnt, klare Entscheidungen zu treffen und im Team zu arbeiten. Ich denke, dass allein schon meine Wahl zu einer Aufbruchstimmung führt. Das wird helfen. Dennoch, die Kassen sind leer, die Sanierung stockt, die Einwohnerzahl sinkt. Zunächst wird es einen Kassensturz geben, bei dem mir meine wirtschaftlichen Erfahrungen zu gute kommen. Wir müssen fragen: Welche Projekte können wir uns leisten, welche müssen abgespeckt werden – wie etwa die Übergangslösung zur Befestigung des Neustädtischen Marktes, die mit 300 000 Euro einfach zu teuer ist. Das kann hoffentlich noch finanziell reduziert werden. Sie meinen das berühmt-berüchtigte „Loch“ am Neustädtischen Markt. Sie haben es zuschütten lassen. Wie geht es weiter? Das Stadtparlament hat beschlossen, den Markt zu befestigen – als Übergangslösung, bis sich ein neuer Investor findet. Diese Zwischenlösung hätte man längst umsetzen müssen. Das ist leider nicht geschehen, so dass der Weihnachtsmarkt dort nicht stattfinden kann. Ich werde da für Tempo sorgen. Wenn der Platz gestaltet ist, werden auch Eigentümer ringsum mitziehen. In der Rathausspitze sitzt ihr unterlegener SPD-Gegenkandidat Norbert Langerwisch als Bürgermeister. Bleiben Verletzungen aus dem Wahlkampf zurück? Es gab schon Angriffe aus seinem Umfeld, die persönlich verletzend waren. Das vergisst man nicht so schnell. Meine Tätigkeit wird dies aber nicht beeinflussen. Ich will mit Herrn Langerwisch konstruktiv zusammenarbeiten. Die CDU ist stärkste Rathausfraktion. Werden Sie versuchen, die PDS-Beigeordnete Birgit Hübner abwählen zu lassen? Dazu gibt es keine Veranlassung. Ich bin es gewohnt, bei der Übernahme neuer Aufgaben mit denen weiterzuarbeiten, die schon im Amt sind. Es ist kein einfacher Bereich. Mein Eindruck ist, dass Frau Hübner sich da wacker schlägt. Ist das der Dank dafür, dass die PDS in der Stichwahl nicht Langerwisch unterstützte? Nein. Brandenburg hat künftig eine CDU-SPD-PDS-Rathausspitze. Kommt die ganz große Koalition für Brandenburg? Nein, ich strebe gar keine feste Koalition an, will Oberbürgermeisterin für alle Brandenburger sein. Das Stadtparlament ist bunt. Ich will mit wechselnden Mehrheiten regieren, zum Beispiel auch die Gartenfreunde einbeziehen, hinter denen immerhin 8000 Mitglieder stehen. Wann treten Sie Ihren Dienst an? Das weiß ich noch nicht genau. Die Amtszeit meines in den Ruhestand versetzten Vorgängers ist formal noch nicht beendet. Zweitens gibt es noch Einspruchsfristen. Wahrscheinlich werde ich in der zweiten Hälfte des Dezember im Rathaus anfangen. Was machen Sie mit Ihrer Baufirma? Ich gebe sowohl die Geschäftsführung als auch meine Anteile an der Firma ab. Es ist nicht unumstritten, dass Ihr Mann das private Brandenburger Stadtfernsehen betreibt. Leistet sich die neue Oberbürgermeisterin einen „Haussender“? Das ist Unsinn. Die Einschaltquoten des Stadtfernsehens liegen bei über 60 Prozent. Das heißt, dass der Sender interessant ist. Zum anderen, kann die Stadt doch glücklich sein, wenn Printmedien und elektronische Medien zu einem guten Image von Brandenburg an der Havel beitragen. Das Interview führte Thorsten Metzner

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