Bevölkerungsentwicklung: Brandenburg verliert Hunderttausende Einwohner
Die neue Bevölkerungsprognose für Brandenburg birgt eine Überraschung: In den kommenden Jahren wird die Zahl der Einwohner leicht wachsen - auch wenn langfristig ein Verlust droht. Die Folgen der Zuwanderung von Flüchtlingen sind noch gar nicht absehbar.
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Potsdam - Brandenburg verliert bis zum Jahr 2040 deutlich an Einwohnern - aber nicht ganz so schnell wie bislang erwartet. Bis zum Jahr 2018 werde die Zahl der Einwohner sogar noch leicht auf 2,5 Millionen steigen, sagte Jürgen Paffhausen, Referatsleiter beim Landesamt für Statistik Berlin-Brandenburg, am Mittwoch in Potsdam. Diesen Zuwachs verdanke das Land in erster Linie dem Zuzug junger Familien aus Berlin und Zuwanderern aus den osteuropäischen EU-Staaten. Nach der jüngsten Bevölkerungsprognose soll die Zahl der Brandenburger dann aber auf 2,3 Millionen im Jahr 2030 und knapp 2,2 Millionen im Jahr 2040 sinken.
Die neue Prognose war mit Spannung erwartet worden, weil die rot-rote Landesregierung wegen des Rückgangs der Bevölkerung die Verwaltung straffen will. Statt der bislang 14 Landkreise und 4 kreisfreien Städte soll es nach 2019 nur noch zehn regionale Verwaltungen geben. Dagegen gibt es heftigen Widerstand von Kommunalpolitikern und Bürgern. Die Prognose könnte Forderungen unter anderem von der CDU-Opposition Auftrieb geben, wegen der Belastung der Kommunen mit den tausenden Flüchtlingen die Reform zumindest zu verschieben.
Auswirkungen des Flüchtlingszustroms noch unklar
Zudem ist es völlig unklar, welche Auswirkungen der Zuzug der Flüchtlinge auf die Entwicklung hat. „Die Zuwanderung von Asylsuchenden ist nicht seriös zu prognostizieren“, sagte Paffhausen. Daher haben die Statistiker eine zweite Rechnung aufgemacht, mit der Annahme, dass der Zustrom von rund einer Million Flüchtlinge in diesem Jahr in den Folgejahren nur langsam abflaut. „Dann wäre der Bevölkerungsverlust deutlich geringer, bis 2040 wären es dann 2,3 Millionen statt 2,167 Millionen Bürger“, sagte Paffhausen.
Wegen dieser Unsicherheit solle die Prognose künftig in kürzeren Abständen aktualisiert werden, sagte Regierungssprecher Andreas Beese. Sollten sich im Frühjahr deutliche Veränderungen bei der Zahl der Flüchtlinge zeigen, solle auch die Prognose aktualisiert werden.
Vor allem viele junge Brandenburger verlassen das Land
Weiterhin verlassen besonders viele junge Brandenburger im Alter zwischen 18 und 30 Jahren das Land. Dafür registrierte das Statistikamt zwischen 2009 und 2013 einen deutlichen Zuwachs bei den jungen Menschen und bei älteren Bürgern zwischen 30 und 45 Jahren. „Dies liegt unter anderem an den niedrigen Zinsen, die junge Familien dazu motivieren, sich vor allem im Berliner Umland den Traum vom eigenen Heim zu erfüllen“, erläuterte Paffhausen. So wachsen vor allem die Gemeinden im Speckgürtel: Im Jahr 2040 sollen dort knapp eine Million Menschen leben und 1,2 Millionen im ländlichen Raum.
Je weiter die Region von Berlin entfernt ist, desto größer soll der Bevölkerungsverlust ausfallen: Der größte Rückgang wird mit 29 Prozent im Landkreis Spree-Neiße vorhergesagt, auch die Prignitz, Elbe Elster, die Uckermark und Oberspreewald-Lausitz sollen etwa ein Viertel ihrer Einwohner verlieren. Einziger Gewinner ist nach der Prognose die Landeshauptstadt Potsdam mit einem Plus von 18 Prozent.
CDU: rot-rote Kreisgebietsreform nicht gerechtfertigt
„Auf keinen Fall rechtfertigen die Zahlen eine am Reißbrett entworfene Kreisgebietsreform in Brandenburg“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann laut Mitteilung. Da der Bevölkerungsrückgang langsamer als erwartet verlaufe, gebe es nun genügend Zeit, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, dem Auseinanderdriften zwischen dem Speckgürtel und dem ländlichen Raum zu begegnen.
Klaus Peters
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