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Beim Festessen in Werder kommen regional produzierte Lebensmittel auf den Tisch.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Brandenburger Gaumenkitzel in Werder (Havel): Landwirt lädt zum Festessen auf dem Marktplatz ein

Werder lockt an diesem Wochenende mit dem „Festessen“. Dabei geht es um mehr, als nur ums Schlemmen. Veranstalter Jochen Fritz will die Region stärken und damit die Demokratie.

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Berlin hat die Foodweek mit Genüssen aus aller Welt, Brandenburg das Festessen in Werder. Bereits zum vierten Mal wird Streetfood made in Brandenburg gefeiert: Ein Regionalmarkt lädt zum Bummeln ein, in Mitmachwerkstätten können Besucher sich unter anderen in Apfelsaft pressen und Schokolade herstellen ausprobieren. Brandenburger Landwirte zeigen, was auf ihren Äckern wächst, regionale Manufakturen, was sich daraus machen lässt. Und überall darf gekostet werden. Dazu gibt es ein Bühnenprogramm mit Livemusik und Kochshows.

Das gemeinsame Essen soll das Miteinander stärken

In diesem Jahr ist das „Festessen“ die Hauptveranstaltung des „Tags der Regionen 2025“ und steht unter dem Motto: „Starke Regionen – starke Demokratie“. Was die Demokratie mit dem, was auf dem Teller liegt, zu tun hat, erläutert der Veranstalter, der 51-jährige Jochen Fritz so: „Zwischen 1998 und 2024 haben bundesweit rund 58 Prozent der Handwerksbäckereien und 46 Prozent der Fleischereien ihren Betrieb aufgegeben. Auch kleine landwirtschaftliche Betriebe verschwinden rasant.“

Besonders dramatisch sei die Lage im Lebensmittelhandwerk, der Gastronomie und der regionalen Direktvermarktung. „Wenn wir regionale Strukturen verlieren, verlieren wir mehr als ‚nur‘ Arbeitsplätze – wir gefährden Vielfalt, Versorgungssicherheit und letztlich unsere Demokratie“, warnt Fritz.

Für die Stärkung der Region setzt sich Landwirt Fritz seit Jahren aktiv ein. Er bewirtschaftet gemeinsam mit zwei anderen Landwirten den Biohof Werder, leitete über mehrere Jahre die Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und organisierte die „Wir haben es satt“-Demonstrationen in Berlin mit. Mit der Initiative „Regionalwert AG Berlin-Brandenburg“ hilft Fritz, regionale Lebensmittelproduzenten zu unterstützen.

Diese Initiativen unterstützen auch Neustarts: Landwirte, die auf Öko-Produktion umstellen oder die mit neuen Lebensmitteln wie Kichererbsen auf den Klimawandel und die zunehmende Trockenheit reagieren.

Kleine landwirtschaftliche Betriebe verschwinden rasant.

Landwirt Jochen Fritz warnt vor weiteren Betriebsaufgaben.

Nachhaltiges nebenan produzieren, dafür schlägt sein Herz, sagt Fritz. Besonders freut sich der studierte Agraringenieur über den Besuch von Heiner Sindel, der erste Vorsitzende des Bundesverbandes Regionalbewegung e.V. wird in Werder als Gastredner dabei sein. Weiterer Höhepunkt wird der Start der „Bio Region Havelland sein“, ein Netzwerk für Landwirte, Produzenten, Handel und Gastronomen in der Region.  

Neben den kulinarischen Entdeckungen wie „reffi Schaf“, hier wird das Fleisch von Mutterschafen angeboten, oder Wein aus Brandenburg, gibt es auch Bodenständiges von Landwirten aus der Mark. Ob Fleisch vom Weideschwein oder Wasserbüffel oder Wildspezialitäten, Fleischfreunde kommen genauso wie Gemüseliebhaber auf ihre Kosten. Gekostet werden können Tempeh aus, handgemachte Pasta, leckere Chutneys und Pralinen.

Die eigene Schokolade herstellen und naschen

Spannend wird es, wo selbst Hand angelegt werden kann. Zum Beispiel beim Malen mit Böden. „Das bietet Daniel Diehl an. Er beschäftigt sich mit Böden in aller Welt und kann gerade Kindern viel über den Wert der Böden erzählen. Die unterschiedliche Zusammensetzung der Böden verleiht ihnen verschiedene Farben. Rot zum Beispiel kommt vom hohen Eisengehalt im Boden“, erläutert Fritz und fährt fort. „Kinder können auf dem Fest ihre eigene Schokolade herstellen. Von der Bohne bis zur Schoki.“ Wer es deftiger mag, ist beim Brotbacken mit der Bäckerei „Vollkern“ richtig. An anderer Stelle kann zugeschaut werden, Schauspinnen mit den Landfrauen, Schaukäsen, von der Milch zum Käse, bietet der Ziegenhof „Ogrosen“.

Der wohl ungewöhnlichste Programmteil kommt von Kati Drescher. Sie widmet sich beim „Festessen“ einer ganz besonderen Mahlzeit, dem Leichenschmaus. An einer mit Kaffee und Streuselkuchen gedeckten Tafel lädt sie zum Gespräch über ein internationales Ritual, dem gemeinsamen Essen, nachdem jemand aus dem Leben ging. Woher kommt diese Tradition? Was kommt in anderen Ländern beim Leichenschmaus auf die Teller? Antworten auf diese und andere Fragen rund ums Essen gibt es an diesem Wochenende jeweils von 11 bis 19 Uhr auf dem Marktplatz in Werder.

Das Festessen findet am 11. & 12. Oktober jeweils von 11 bis 19 Uhr auf dem Marktplatz in Werder/Havel statt. Die Tageskarte kostet 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Das Wochenend-Ticket 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Für Kinder ist der Eintritt frei.

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