Brandenburg: Brandenburgs NS-Gedenkstätten leiden unter Geldnot
Obwohl mehr Besucher kommen, hat die Europäische Union Fördermittel komplett gestrichen
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Oranienburg - Die Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager in Brandenburg haben immer mehr Besucher, aber immer weniger Personal. Der Sparkurs des Bundes wirke sich besonders beim Haushalt für 2017 aus, teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten am Dienstag in Oranienburg mit. „Die Gedenkstätte Sachsenhausen hat seit 1993 einen Besucherzuwachs von 400 Prozent zu verzeichnen“, berichtete Stiftungsdirektor Günter Morsch. „Gleichzeitig sind die Aufgaben und Ansprüche an die Gedenkstätten nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ enorm gewachsen. Im gleichen Zeitraum ist das Personal jedoch um über 20 Prozent reduziert worden.“ Zwar werde die besondere Bedeutung der Gedenkstätten allgemein anerkannt. Doch der in den Vorgaben des Bundes vorgesehene Wandel zu modernen Museen sei laut Morsch durch die unzureichende Haushalts- und Personalsituation auf halber Strecke stecken geblieben.
„Moderate Wünsche“ der Stiftung nach zusätzlichen Stellen im pädagogischen Bereich seien aufgrund der generellen Haushaltpolitik des Bundes abgelehnt worden. „Es kann nicht sein, dass der große Erfolg der Gedenkstätte zum Handicap wird, das auf den Rücken der zunehmend überforderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgewälzt wird“, kritisierte der Stiftungsdirektor.
Weil EU-Mittel zur Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude komplett weggefallen seien, kann die Stiftung laut Morsch zudem nur noch wenige Sanierungsprojekte umsetzen. Man brauche mehr Mittel dafür.
Erneut hält die Stiftung das historische Gedächtnis mit vielen Veranstaltungen lebendig. So wird sich im Mai eine Konferenz in Oranienburg mit dem Verhältnis deutscher Städte zu Konzentrationslagern vor der Haustür befassen. Die Tagung „Schwierige Nachbarschaft?“ in der Gedenkstätte Sachsenhausen untersucht sowohl die Jahre der Nazi-Herrschaft als auch die Zeit nach 1945. Im September erinnern eine Vortragsveranstaltung und ein Zeitzeugengespräch an die Einlieferung der ersten Häftlinge in das sowjetische Speziallager in Sachsenhausen. Sie waren durch Sowjetische Militärtribunale verurteilt worden waren.
Die Stiftung vereint mehrere Gedenkstätten: die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen mit dem Museum des Todesmarsches im Belower Wald als Außenstelle, die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und die Dokumentationsstelle im einstigen Zuchthaus Brandenburg/Havel. Christof Bock
Christof Bock
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