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Braunkohle: Braune Spree
Ein neues Gutachten zeigt: Die Belastung der Spree und des Grundwassers haben ein historisches Ausmaß erreicht. Die so genannte Verockerung nimmt weiter zu
Stand:
Spremberg - Das Ausmaß der Eisenbelastung der Spree und des Grundwassers in der Lausitz als Folge der Braunkohletagebaue ist noch viel größer als bislang angenommen, in dieser Dimension von historischem Ausmaß und weltweit einmalig. Und die Belastung wird noch mindestens 100 Jahre anhalten. Zu diesem Ergebnis kommt der Dresdner Geo- und Hydrowissenschaftler Wilfried Uhlmann in seiner 400-Seiten-Studie, die er am Dienstagabend in Spremberg (Spree-Neiße) vorgestellt hat. Die Belastung der Spree mit Eisenhydroxid habe in den vergangenen Jahren massiv zugenommen und reiche „deutlich über das öklogisch verträgliche Maß“, der Höhepunkt werde erst in zwei bis vier Jahren erreicht sein. Uhlmann hat die Studie im Auftrag des Bergbausanierers LMBV erstellt. Der will nun auf Grundlage des Gutachtens mit Grundwasser-Aufbereitungsanlagen, Gräben, Drainagen und Brunnensysteme gegen die Verockerung vorgehen. Die Kosten sind unklar. Experten reden von Investitionen im zweistelligen Millionenbereich.
Der Cottbuser Bundestagsabgeordnete Wolfgang Neskovic forderte am Mittwoch, es dürften keine neuen Tagebaue zugelassen werden. „Der Braunkohlenbergbau hat südlich von Spremberg ein ökologisches Katastrophengebiet geschaffen, das unabsehbare Kosten für die Allgemeinheit verursachen wird“, so Neskovic. Die Grüne-Landtagsabgeordnete Sabine Niels forderte die Landesregierung auf einzuschreiten und eine Maßnahmeplan zu entwickeln. Die zunehmende Eisenverockerung der Spree sei zwar schon seit den 1990er Jahren bekannt, aber von der Landesregierung zu lange ignoriert worden.
Der hohe Eisengehalt ist Folge des Braunkohleabbaus in den Lausitzer Tagebauen. Durch den Kontakt mit Sauerstoff zerfallen die Minerale Pyrit und Markasit in Eisenhydroxyd und Sulfat. Beides wird mit dem steigenden Grundwasser in die Flüsse geschwemmt. Dort färbt sich das Wasser rostbraun. Am Grund und am Ufer setzen sich dicken Schichten von Ockerschlamm ab, wie im Naturhafen von Raddusch im Biosphärenreservat Spreewald, wo Paddler mit Kanus auf Tour gehen und die Fährmänner die Kähne mit Urlaubern an Boot umhergondeln. Die Furcht vor ausbleibenden Touristen ist groß, im Oktober gründete sich deshalb die Aktionsgemeinschaft „Saubere Spree“.Alexander Fröhlich
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