Brandenburg: Bronzelöwe von Dornswalde Römische Spuren in alter germanischer Schmiede
Luckenwalde - Was macht ein knapp 2000 Jahre alter, liegender Löwe im märkischen Matsch? „Die bronzene Kleinplastik ist vermutlich als römische Handelsware in die Region gekommen und war vielleicht der Griff für ein Rasiermesser oder Schreibgriffel“, deutet Archäologe Rene Bräunig den neuesten aufregenden Fund aus vorslawischer Zeit in Brandenburg.
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Luckenwalde - Was macht ein knapp 2000 Jahre alter, liegender Löwe im märkischen Matsch? „Die bronzene Kleinplastik ist vermutlich als römische Handelsware in die Region gekommen und war vielleicht der Griff für ein Rasiermesser oder Schreibgriffel“, deutet Archäologe Rene Bräunig den neuesten aufregenden Fund aus vorslawischer Zeit in Brandenburg. Geborgen hat ihn Bräunig selbst. Der römische Löwe ist der unumstrittene Star einer ganzen Reihe von Funden, auf die der Archäologe vergangene Woche auf einer Baustelle am Rande von Dornswalde (Teltow-Fläming) stieß.
Im Vorfeld des geplanten Neubaus einer Ortsumgehung für die Kommune ließ der Landkreis ein rund 3500 Quadratmeter großes Areal näher untersuchen. „Uns war bekannt, dass es sich bei dem Gebiet um eine Verdachtsfläche für Denkmalfunde handelt“, erklärt Holger Lademann, Leiter des Amtes für Bau-, Liegenschaftsverwaltung und Katasterwesen beim Landkreis. Deshalb habe man sich entschieden die Arbeiten wissenschaftlich begleiten zu lassen. Immerhin rund 40 000 Euro koste die archäologische Untersuchung, schätzt Lademann. „Schön, dass wir dafür auch etwas gefunden haben.“
Der bronzene Löwe ist zwar das optisch ansprechendste, aber nicht unbedingt bedeutendste Zeitzeugnis, dass Grabungsleiter Bräunig ans Tageslicht befördert hat. Bei seiner Suche entdeckte der Wissenschaftler neben mehreren Blechfragmenten aus Buntmetall und Scherben eines Glasgefäßes auch die Überreste eines typisch germanischen Grubenhauses. Noch stehe das exakte Alter der Funde nicht eindeutig fest, so Bräunig. „Vermutlich erstes bis zweites Jahrhundert nach Christus“, schätzt der Grabungsleiter vorsichtig.
Damit fallen die Funde eindeutig in die germanische Siedlungszeit der Region. Historische Quellen beschreiben das Gebiet des heutigen Brandenburg als Heimat der Semnonen, die ihrerseits zur Volksstamm der Sueben gehören. Bräunig sieht in dem freigelegten Grubenhaus die Reste einer alten Schmiedewerkstatt. „Darauf deuten die Schlacke-Reste hin, die wir dort gefunden haben.“ Spuren von Metallverarbeitung aus germanischer Zeit seien indes relativ selten. Auszuschließen sei außerdem, dass das Haus alleine gestanden habe, meint der Archäologe. Weitere Funde seien aber vermutlich beim Straßenbau vor langer Zeit zerstört worden.
Dass der Löwe allerdings nicht durch die Hände eines germanischen Schmieds entstanden ist, ist sich Rene Bräunig recht sicher. „Zu dieser Zeit waren naturalistische Darstellungen bei den Germanen unüblich.“ Also müsse die Plastik in einer römischen Werkstatt entstanden sein. Zum einen habe es rege Handelsbeziehungen zwischen dem römischen Reich und dem freien Germanien gegeben, zum anderen erkauften sich die Römer nicht selten den Frieden entlang des Limes mit wertvollen Geschenken, erläutert Bräunig. Zunächst werde der Bronzelöwe von Dornswalde erst einmal restauriert und sein genaues Alter bestimmt. Und dann? „Die Chancen stehen nicht schlecht, dass er einen Platz im neuen Archäologischen Landesmuseum im Pauli-Kloster in Brandenburg an der Havel findet“, glaubt der Wissenschaftler.
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