Brandenburg: Buddelkiste der Region
In Schönefeld wird kräftig am neuen Flughafen gebaut / Der Aussichtsturm soll im September eröffnen
Stand:
Schönefeld - Hohe Sandhügel, Baugruben, ein Containerdorf und Baustraßen, die eine riesiges Areal durchkreuzen und ein Turm mitten in der Baulandschaft – die größte Buddelkiste der Region Berlin-Brandenburg liegt in Schönefeld und soll einmal der neue Flughafen Berlin-Brandenburg werden. Mitsamt unterirdischem Bahnhof. Das Baugelände des für den Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) ist 2000 Fußballfelder groß – oder 1470 Hektar. Die Fläche des darin enthaltenen – alten – Flughafen Schönefelds beträgt ganze 970 Hektar.
Hinweisschilder weisen den Fahrern der Baufahrzeuge den Weg. Die Fahrer von Betonmischern lesen an digitalen Anzeigern ab, zu welchem Zeitpunkt sie bestimmte Bauplätze ansteuern sollen. Die meisten Radlader transportieren derzeit Sand ab aus einer tiefen Baugrube ungefähr im Zentrum des Areals. Mehrere Bagger schaufeln den Sand auf einer Länge von insgesamt mehr als 400 Metern weg. Hier entsteht der unterirdische, sechsgleisige Bahnhof, auf dem später das Terminal des Flughafens errichtet wird. „Das ist die derzeit wichtigste Baustelle“, sagt Flughafensprecher Ralf Kunkel.
Ein Teil des Betonfundaments ist schon fertig. Die oberen Teile von Betonpfählen, von denen insgesamt rund 230 bis zu 20 Meter tief in den Boden gerammt werden, ragen aus ihm heraus. Nach Abschluss dieser so genannten Gründungsarbeiten beginnen die eigentlichen Betonarbeiten für den Bahnhofsrohbau. Der erste 185 Meter lange Abschnitt soll nach Kunkels Angaben Mitte 2008 fertig werden.
Am Rande des BBI-Geländes wird die intensive Bauphase für den neuen Flughafen vorbereitet. Das zentrale Betonwerk wurde um eine zweite Mischanlage erweitert. Zwei weitere werden im Laufe der Bauarbeiten hinzukommen. Bis zu 10 000 Kubikmeter Beton könnten pro Tag hergestellt werden, sagt Flughafensprecher Kunkel. Die Zusatzstoffe würden per Schiene angeliefert. Durch das Betonwerk werde der Verkehr um 600 Lkw täglich entlastet. Zum so genannten Ökologiekonzept der Baustelle zählten auch Fahrzeuge, die weniger Lärm machen, und „Flüsterasphalt“ für die Baustraßen.
Auf den Bauschildern rund um die Großbaustelle sind auffällig viele Unternehmen aus Berlin und Brandenburg. „Unser Mittelstandskonzept funktioniert“, sagt Kunkel. „Das erste Konjunkturprogramm durch den Flughafenbau ist bereits angelaufen.“ Bisher seien 70 Prozent der Aufträge von insgesamt 380 Millionen Euro an Firmen in der Region vergeben worden.
Die Gesamtkosten des BBI-Baus beziffert die Flughafengesellschaft auf zwei Milliarden Euro. Hinzu kommen die Kosten für Straßen- und Schienenanbindung sowie weitere Investitionen etwa für Parkhäuser, Hotels und Konferenzzentren.
Auf den drei Berliner Flughäfen sind derzeit 15 500 Menschen beschäftigt. Insgesamt arbeiten im Flughafenumfeld zurzeit 33 000 Arbeitnehmer. Nach der geplanten Eröffnung des BBI soll diese Zahl um 40 000 auf 73 000 steigen. Das geht aus der Arbeitsstättenerhebung der Berliner Flughäfen und einer Studie des Kölner Verkehrswissenschaftlers Herbert Baum hervor.
Davon, wie groß die BBI-Baustelle ist und wie die Arbeiten voran kommen, kann sich bald jeder ein Bild machen. Der 32 Meter hohe so genannte BBI-Infotower – ein Turm mit Aussichtsplattform – soll im September eröffnet werden.
Michael Winckler
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: