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Brandenburg: Buh-Rufe für Brandauer im Admiralspalast

Berlin feiert 50. Todestag von Bertolt Brecht: „Dreigroschenoper“, Brecht-Gala und Performance

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Berlin – Das Berliner Kulturleben stand am Wochenende ganz im Zeichen des Dramatikers Bertolt Brecht (1898-1956), dessen Todestag sich heute zum 50. Mal jährt. Am Freitagabend eröffnete mit Brechts „Dreigroschenoper“ in der Inszenierung von Klaus Maria Brandauer im restaurierten Admiralspalast eine legendäre Berliner Kultur- und Vergnügungsstätte neu. Zu einer großen Gala hatte am Samstag das von Brecht gegründete Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm eingeladen. Am 14. August 1956 war der in Augsburg geborene Dichter und Theatermann in Ost-Berlin gestorben.

Nach fast zehn Jahren des Leerstands gab es mit der „Dreigroschenoper“ im Admiralspalast zum ersten Mal wieder eine Theateraufführung zu sehen. In Anwesenheit zahlreicher Prominenter aus Kultur und Politik stellte Regisseur Brandauer seine Version des weltberühmten Brecht-Klassikers vor. Auf der Besetzungsliste der 3,5 Millionen Euro teuren privaten Theaterproduktion fanden sich neben dem Sänger der Band Die Toten Hosen, Campino, auch gestandene Mimen wie Katrin Sass und Gottfried John.

Das Ensemble wurde für seine Leistungen vom Publikum stürmisch gefeiert. Für Brandauer und seine von Kritikern als einfallslos gewertete Regieleistung dagegen hagelte es heftige Buh-Rufe.

Gefeierte Stars der Aufführung waren die Schauspielerin Birgit Minichmayr in der Rolle der Polly Peachum und der 44-jährige Campino als Mackie Messer. Erst einen Tag zuvor war das Theater von den Baubehörden für den Spielbetrieb freigegeben worden. Im Anschluss an die „Dreigroschenoper“ bat der Grandseigneur der leichten Unterhaltung, Johannes Heesters, weit nach Mitternacht zum Konzert. Der 102-Jährige hatte bereits als junger Sänger und Schauspieler in den 20er Jahren das Publikum im Admiralspalast unterhalten und begeisterte die Gäste auch nach der Premiere wieder mit einem 30-minütigen Potpourri.

Der Admiralspalast befindet sich nur einen Steinwurf entfernt vom Berliner Ensemble (BE), dem Theater, das Brecht einst gemeinsam mit seiner Ehefrau Helene Weigel gegründet und wo er die „Dreigroschenoper“ uraufgeführt hatte. Dessen Hausherr, Theaterlegende Claus Peymann, hatte zum Auftakt eines mehrwöchigen Brecht-Festes zu einer Brecht-Gala geladen. Zu dem Fest unter dem Titel „Ungeheuer oben“ waren Sänger, Schauspieler, Schriftsteller, Musiker, Politiker und Zeitzeugen geladen. So schmetterte die schönste Stimme Brechts, die italienische Chanson-Diva Milva, den Song „Surabaya-Johnny“, Schauspielerin Martina Gedeck las aus Brechts Tagebuchnotizen, Max Raabe sang verführerisch die Zuhälterballade aus der „Dreigroschenoper“, Dramatiker Franz Xaver Kroetz fühlte sich für die „schweinischen Gedichte“ Brechts zuständig, wie er sagte, und Ex-Bahn-Chef Heinz Dürr trug „700 Intellektuelle beten einen Öltank an“ vor.

Schauspielerin Regine Lutz, die selbst noch mit Brecht gearbeitet hatte, sang das „Lied der verderbten Unschuld beim Wäschefalten“, Alice und Ellen Kessler das „Lied der Schwester“, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) trug „Die Regierung als Künstler“ vor. Zwischen den Auftritten der Prominenten gab es Szenen aus Brecht-Aufführungen aus dem BE sowie historische Film- und Tonaufnahmen des Dramatikers als Sänger und Regisseur.

Auf dem Bertolt-Brecht-Platz vor dem Theater in Mitte startete am Abend Intendant Peymann die erste Performance des Brecht-Monuments von Karl-Ernst Herrmanns. Am Berliner Ensemble sind im Rahmen des Brecht-Festes bis 3. September neben Theatergastspielen aus Deutschland auch Brecht-Inszenierungen aus Nizza, Budapest, Barcelona, Zagreb, Tokio und Florenz zu sehen.

Angelika Rausch

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