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Von Sabine Beikler: Bundes-CDU will aufräumen in Berlin

Parteispitze setzt den Landesvorsitzenden Ingo Schmitt unter Druck: Er soll möglichst bald gehen – am besten ins Europaparlament

Von Sabine Beikler

Stand:

Berlin - Nach der gestrigen Abwahl Friedbert Pflügers als CDU-Fraktionschef in Berlin wächst der Druck auf den Berliner CDU-Parteichef und Bundestagsabgeordneten Ingo Schmitt. Parteikreise auf Bundes- und Landesebene wirken nach PNN-Informationen darauf hin, dass Schmitt nicht erst sein Amt im Mai 2009 zu den regulären Vorstandswahlen zur Verfügung stellt, sondern bereits jetzt. „Wir arbeiten daran, dass er sofort geht. In der Berliner CDU muss jetzt aufgeräumt werden“, hieß es aus Parteikreisen. Schmitt sei „komplett beschädigt“, weil er eine deutliche Mitverantwortung für den enormen Imageschaden und die desolate Außenwirkung des Landesverbandes trage.

Schmitt sei auf der CDU-Klausur der Bundestagsfraktion in München von CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla „zusammengefaltet“ worden, hieß es weiter. Pofalla, ein persönlicher Freund Pflügers, soll auch darauf hingewirkt haben, dem geschassten Fraktionschef ein Europa-Mandat anzubieten.

Das wollte Schmitt wohl zunächst nicht, sei jedoch nach dem Insistieren der Bundespartei „kleinlaut“ geworden. Der Grund für seine Verweigerungshaltung: Schmitt will sich allen Einfluss auf die Liste der Kandidaten für den Bundestag und das Europaparlament bewahren. Die Kandidaten sollen im November gewählt werden. Schmitts Gegner in der Partei suchen nun nach Möglichkeiten, den beschädigten Landeschef unter Druck zu setzen und womöglich in die Europapolitik zu schicken.

Schmitt selbst hatte ein Mandat für das Europa-Parlament abgelehnt, weil er erneut für den Bundestag kandidieren will. Mit dem Rückzug vom Parteivorsitz stünden seine Chancen auf eine Nominierung schlechter. Das Europa-Mandat bliebe ihm womöglich als Alternative und Preis in einem politischen Geschäft: Rückzug von der Landesspitze gegen das gut dotierte Europa-Mandat.

„Es wird noch viel Bewegung im Berliner Landesverband geben und Gespräche geführt werden“, betonen Spitzenleute der Bundes-CDU. Auch Pflüger könnte als Mann für Europapolitik in Frage kommen. Der abgewählte Fraktionsvorsitzende hat dies zwar nach Aussage politischer Freunde abgelehnt. Doch womöglich ändert er seine Meinung darüber noch, wenn er sich vom Machtkampf und den Blessuren wieder erholt hat.

Auch nach der Entscheidung über den Fraktionsvorsitz telefonieren die wichtigen Leute in der Berliner CDU derzeit ständig miteinander in Sachen Nachfolgekandidaten für den Parteivorsitz.

Der Bundestagsabgeordnete Karl- Georg Wellmann hat, wie berichtet, bereits abgewinkt. Der Pankower Kreischef und Ex-Senator Peter Kurth will offenbar ebenfalls nicht. Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Monika Grütters wird genannt. Einer aber wird sich gewiss nicht abermals auf die Berliner CDU einlassen: Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble. Er wäre 2001 als „Außenlösung“ bereit gewesen, als Spitzenkandidat die Berliner Union in den Wahlkampf zu führen. Das scheiterte damals aber am erbitterten Widerstand der Parteibasis. Die Erfahrung mit dem Berliner Landesverband, die Schäuble damals beschädigt haben, hat dazu geführt, dass die Berliner Parteipolitik für Schäuble ein abgeschlossenes Kapitel ist. „Allein die Frage, ob er eventuell als Kandidat für den Parteivorsitz der Berliner Union zur Verfügung stehe, verbietet sich“, hieß es knapp aus Schäubles Führungsstab.

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