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Wechsel im Brandenburger Landtag: CDU-Fraktionschef Dombrowski gibt sein Amt auf
CDU-Landeschef und Spitzenkandidat Michael Schierack soll Dombrowskis Amt als Fraktionsvorsitzender übernehmen. Bei der SPD ist man skeptisch.
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Potsdam - Der Vorsitzende der Brandenburger CDU-Fraktion, Dieter Dombrowski, gibt sein Amt auf. Er habe vorgeschlagen, in der kommenden Woche seinen Stellvertreter, CDU-Landeschef und Spitzenkandidat Michael Schierack, zum Nachfolger zu wählen, sagte der 62-Jährige am Dienstag in Potsdam. Im Wahlkampf für die Landtagswahl im September 2014 solle die Partei als eine Kraft mit einer Person auftreten. Schierack kündigte an, Dombrowski als Stellvertreter an der Fraktionsspitze vorzuschlagen. Dombrowski hatte die Fraktion seit September 2012 geführt. Er war damals auf Saskia Ludwig gefolgt, die Fraktions- und Landeschefin war.
Brandenburgs SPD-Fraktionschef Klaus Ness hat sich skeptisch zum bevorstehenden Wechsel an der Spitze der oppositionellen CDU-Fraktion geäußert. Er sei sich nicht sicher, ob der personelle Wechsel bei der CDU der letzte bis zur Landtagswahl im September bleiben werde, sagte Ness am Dienstag in Potsdam. Der designierte Nachfolger von Dieter Dombrowski, CDU-Landeschef und Spitzenkandidat im Landtagswahlkampf Michael Schierack, habe es bislang nicht geschafft, an Profil und Bekanntheit im Land zu gewinnen. Linken-Fraktionschefin Margitta Mächtig erklärte, sie hoffe darauf, dass es im Wahlkampf mehr um Sachthemen gehen werde.
Dieter Dombrowski gilt als streitbarer Christdemokrat - oft schwer einzuschätzen und immer für eine Überraschung gut. So protestierte er 2009 bei der Vereidigung von Matthias Platzeck (SPD) als erstem Ministerpräsidenten einer rot-roten Landesregierung medienwirksam in einem Häftlingsanzug gegen die Beteiligung früherer Stasi-Mitarbeiter aufseiten der Linken.
Der 62-Jährige setzt sich für die Opfer von Stasi- und DDR-Diktatur ein und prangert - seiner Ansicht nach noch bestehende - Seilschaften im Land an. In der Enquetekommission des Landtages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat er immer wieder eine mangelnde Auseinandersetzung mit der DDR-Vergangenheit kritisiert.
Dombrowski hatte nach einem 1974 gescheiterten Fluchtversuch in der DDR im Gefängnis gesessen. 1975 hatte ihn die Bundesregierung freigekauft. Im Westen ließ sich der gelernte Maler zum Zahntechniker umschulen.
Der Wahl-Havelländer und verheiratete Vater von zwei Töchtern ist seit 1977 Mitglied der CDU. Brandenburgs Landtag gehört er seit 1999 an. Er kennt Partei und Fraktion seit Jahren. Von 2009 bis November 2012 war er CDU-Generalsekretär sowie Vize-Fraktionschef. Im September 2012 rückte Dombrowski nach dem überraschenden Rücktritt von Vorgängerin Saskia Ludwig mit knapper Mehrheit an die Spitze der Fraktion. Zuvor hatte er Ludwig während der Geburt ihrer Kinder schon zweimal vertreten.
Sein Nachfolger, Brandenburgs CDU-Chef Michael Schierack ist mit Leib und Seele Arzt, aber auch gern Politiker. Nun soll der der 47-Jährige auch die Fraktion im Landtag anführen - und die Partei als starker Mann durch das Superwahljahr 2014 führen.
Der CDU-Spitzenkandidat gilt als ausgleichend, kann gut zuhören und setzt auf Einsicht beim Gegenüber. Für Entscheidungen nutzt der Wander- und Basketballfan gern die Erfahrungen eines ganzen Teams, Alleingänge sind ihm eher fremd.
Schierack konnte sich schon länger in Führungsämtern bewähren. So ist der gebürtige Lausitzer seit zwölf Jahren CDU-Kreischef in Cottbus. Im brandenburgischen Landtag war er bislang Stellvertreter von Fraktionschef Dieter Dombrowski. Im November 2011 wurde er zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt, nachdem seine Vorgängerin Saskia Ludwig Saskia nach heftiger innerparteilicher Kritik zurückgetreten war.
Der verheiratete Vater zweier Kinder und gläubige Katholik sitzt seit 2009 im Landtag. Er beschäftigt sich gern mit gesundheits- und wissenschaftspolitischen Themen. An der Fachhochschule Lausitz hat er seit 2008 eine Honorarprofessur für Rehabilitationsmedizin.
Trotz politischer Arbeit würden seine Patienten in der Gemeinschaftspraxis weiter versorgt, versichert Schierack. Seine Arbeit als Orthopäde und Unfallchirurg ist ihm wichtig. In den kommenden Monaten stehe allerdings der Wahlkampf im Fokus, so der Mediziner. Seine Arzttasche hat er nichtsdestotrotz immer dabei, um im Notfall schnell helfen zu können. (dpa)
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