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Brandenburg: Chipfabrik-Lehrlinge trotz voller Kassen gefeuert

Laut Liquidationsplan wäre genug Geld für ihre Ausbildung vorhanden / Ministerpräsident Platzeck erinnert Manager an ihre Verantwortung

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Laut Liquidationsplan wäre genug Geld für ihre Ausbildung vorhanden / Ministerpräsident Platzeck erinnert Manager an ihre Verantwortung Von Michael Mara Potsdam. Die Communicant AG in Frankfurt (Oder) könnte die Ausbildung der von ihr zum 1. März gekündigten 129 Lehrlinge weiterhin finanzieren. Wie die PNN am Donnerstag aus Gesellschafterkreisen erfuhren, steht das Chipfabrik-Unternehmen finanziell besser da, als bisher angenommen. Laut Liquidationsplan stünden nach Zahlung aller Verpflichtungen immer noch knapp zehn Millionen Euro zur Verfügung, hieß es. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erinnerte die Gesellschaft gestern an ihre Verantwortung für die Lehrlinge. Gegenüber den PNN sagte Platzeck wörtlich: „Es darf nicht dazu kommen, dass an die Manager hohe Abfindungen gezahlt werden, aber die Lehrlinge auf der Straße liegen.“ Die Landesregierung werde dafür sorgen, dass das nicht passiere. Unterdessen haben rund 20 Lehrlinge der mit dem Bau der Chipfabrik gescheiterten Communicant AG am Donnerstag beim Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) Kündigungsschutzklagen eingereicht. Mit diesem Schritt soll nach Angaben der IG Metall Zeit gewonnen werden, um mit der Unternehmensführung doch noch eine Auffanglösung auszuhandeln. Zuvor war bekannt geworden, dass die Manager des Unternehmens, an dem das Land mit knapp sechs Prozent beteiligt ist, Abfindungen in Höhe von insgesamt drei Millionen Euro kassieren sollen. Dagegen laufen Politiker aller Landtagsparteien Sturm. „Das gesamte vorhandene Geld sollte für die Lehrlingsausbildung verwendet werden“, forderte gestern der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses Heiko Müller (SPD). Die Landesregierung müsse die bisher geheimen Zahlen des Liquidationsplans umgehend offenlegen. Für den umstrittenen Vorstandschef Abbas Ourmazd wird es inzwischen „eng“, wie die PNN aus Gesellschafterkreisen weiter erfuhren. Auf der Gesellschafterversammlung am kommenden Montag, auf der die Liquidation des Unternehmens beschlossen werden soll, soll ihm das Vertrauen entzogen werden. Ein entsprechender Misstrauensantrag der Landesinvestitionsbank, die den Landesanteil verwaltet, sowie der privaten Investoren-Gruppe GSMC Planning liege vor, hieß es. Allerdings sollen das Emirat Dubai als Hauptgesellschafter und der US-Chiphersteller Intel als weiterer Gesellschafter gegen die Ablösung von Ourmazd sein. Sie halten zusammen über 50 Prozent der Anteile und könnten deshalb den Misstrauensantrag „abschmettern“. Hinter den Kulissen werden nach PNN-Informationen jedoch intensive Gespräche geführt, um eine Mehrheit für die Ablösung von Ourmazd zustande zu bekommen. Voraussetzung für eine saubere Abwicklung des Unternehmens sei ein „unabhängiger Liquidator“, sagte der Wirtschaftsausschuss-Vorsitzende Heiko Müller. Er vermutet, dass Dubai daran möglicherweise kein Interesse hat, um über Ourmazd doch noch an die vom Frankfurter Institut für Halbleiterphysik (IHP) entwickelte Chip-Technologie heranzukommen. Sollte dem Vorstand das Vertrauen entzogen werden, könnten auch die Abfindungszahlungen an die Manager verhindert werden, betonen Insider.

Michael Mara

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