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Von Sandra Dassler: Christus hat einen schweren Stand

Die größte Jesus-Statue der Welt sollte im polnischen Swiebodzin entstehen. Doch der Bau ist gestoppt

Von Sandra Dassler

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Potsdam/Swiebodzin - Es sollte ein berühmter Wallfahrtsort werden – auch und gerade für Katholiken aus Brandenburg und Berlin. Doch jetzt droht dem Projekt der weltgrößten Jesus-Statue im westpolnischen Swiebodzin, dem früheren Schwiebus, das Aus. Nachdem die Behörden bis Ende des Jahres einen Baustopp für die 33 Meter hohe Konstruktion verhängt haben, könnte im Januar sogar der Abriss der bisher errichteten Teile der Figur durch die polnischen Behörden angeordnet werden.

Der 76-jährige Swiebodziner Priester Sylwester Zawadski hat vor gut drei Jahren mit dem Bau der Jesus-Statue begonnen, die auf einem bereits aufgeschütteten 15 Meter hohen Hügel stehen soll und damit größer wäre als die 38 Meter hohe Christusfigur bei Rio de Janeiro. Der Priester wollte damit Hunderttausende von Gläubigen und Touristen ins Lebuser Land locken. Ursprünglich sollte die Statue bereits im November 2007 fertig sein, dann im Frühjahr 2008.

Doch bis jetzt steht der Gottessohn nur bis zu den Knien auf seinem Hügel. Zunächst fehlte das Geld, später wurden dem Priester keine Gefängnisinsassen mehr als unbezahlte Bauarbeiter zur Verfügung gestellt, und vor einigen Wochen wurde ein Baustopp verhängt. Berichten polnischer Journalisten zufolge hatte der Priester nur eine Baugenehmigung für eine 22 Meter hohe Figur beantragt. Experten bezweifeln außerdem, dass die Statik für die gigantische Statue stimmt.

Für Sylwester Zawadski sind das alles „Machenschaften des Satans“, wie er jüngst einem Team des RBB-Fernsehens aus Potsdam sagte, das den Bau seit eineinhalb Jahren für eine Dokumentation begleitet, die am Freitag gesendet wird. Der Priester genießt in Swiebodzin, wo fast jeder Einwohner katholisch ist, großes Ansehen. Kritiker der gigantischen Christus-Statue werden von seinen Anhängern beschimpft und bedroht. Zawadski selbst bezeichnet den Bau als seine „Mission“ und die Grenznähe zu Deutschland – Swiebodzin liegt 70 Kilometer von Frankfurt (Oder) entfernt – als Glücksfall, weil dadurch auch die deutschen Katholiken endlich einen Wallfahrtsort bekämen. Stefan Förner, der Sprecher des Erzbistums Berlin, zu dem auch der größte Teil Brandenburgs gehört, will das nicht kommentieren. „Mir ist nicht bekannt, dass dafür ein großer Bedarf besteht, aber das muss nichts heißen“, sagte er dieser Zeitung. Zwar gebe es auch im Erzbistum Wallfahrtsorte, zum Beispiel in Werder, Alt-Buchhorst, Bernau und Berlin-Mariendorf. „Aber schließlich ist die Suche von Menschen nach Spiritualität so vielfältig wie die Menschen selbst“, sagte Förner. „Also warum sollen die Gläubigen nicht nach Swiebodzin pilgern?“

Vorerst können sie dort freilich nur die Füße, Waden und Knie von Christus verehren. Wie die polnischen Behörden über die Zukunft des Bauwerks entscheiden werden, ist noch völlig ungewiss.

„Das Wunder von Swiebodzin“ ist am 26. Dezember um 17.15 Uhr im RBB zu sehen

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