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Brandenburg: Dach überm Rad

In Bernau wurde das erste Radparkhaus der Region eröffnet. ADFC sieht weiteren Nachholbedarf

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Bernau/Berlin - Brandenburg hat’s – Berlin kann weiter davon nur träumen. Für Radfahrer gibt es jetzt in Bernau (Barnim) das erste Parkhaus Brandenburgs. In Berlin sollte ein solcher Bau schon zur Eröffnung des Hauptbahnhofs 2006 in dessen Nachbarschaft entstehen. Geworden ist daraus bis heute nichts.

Auch in Bernau steht das am Dienstag eröffnete Fahrradparkhaus am Bahnhof. Zahlreiche Pendler, in Bernau zählt man täglich fast 10 000 Fahrgäste, fahren mit dem Rad zum Bahnhof und anschließend mit der Bahn weiter. In Bernau halten S-Bahnen, Fern- und Regionalzüge. Die Zahl der Arbeitspendler zwischen Berlin und Brandenburg ist nach Angaben von Berlins Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) innerhalb von fünf Jahren um ein Fünftel gestiegen. Viele davon nutzen dabei das Fahrrad. Nach Müllers Angaben fahren rund 73 000 Berliner täglich nach Brandenburg und zurück. Aus Brandenburg kommen sogar fast 186 000 Menschen für den Job in die Stadt.

Bisher wurden die Räder in Bernau – wie in Berlin – mehr oder weniger wild und durcheinander abgestellt. In Bernau finden sie nun Platz im Parkhaus. 566 Plätze gibt es in der dreistöckigen Stahlkonstruktion, die 30 Meter lang und etwa 15 Meter breit ist. Geplant waren sogar 602 Plätze. Die Stadt war aber dem Wunsch des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) gefolgt, mehr Platz zwischen den Rädern zu lassen. Abgestellt werden können die Räder doppelstöckig. 508 Plätze können gratis genutzt werden. Nur die 58 abschließbaren Boxen sind kostenpflichtig: pro Monat sind 10 Euro fällig, bei einem Vertrag für ein halbes Jahr 50 Euro und für ein Jahr 95 Euro. 28 Boxen sind nach Angaben der Stadt bereits vergeben, die meisten für eine jährliche Nutzung. Rund 1,65 Millionen Euro hat das Fahrradparkhaus gekostet; das Infrastrukturministerium hat etwa 900 000 Euro zugeschossen, den Rest hat die Stadt finanziert. Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) ist nun gespannt, ob dieses Beispiel Schule macht. In Berlin ist daran nicht zu denken. Geht es nach Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos), gibt es vom Land sogar weniger Geld für den Radverkehr als bisher. Der Etat soll von 6,5 Millionen Euro auf 5,5 Millionen Euro schrumpfen.

ADFC-Sprecherin Bettina Cibulski, hält das Fahrrad als Alternative für Pendler in Berlin-Brandenburg nach wie vor für unterschätzt. „Dass in Bernau erst jetzt das erste Fahrradparkhaus eröffnet wird, spricht Bände.“ In anderen deutschen Städten, etwa in Münster, Bremen und nahezu in jeder größeren Stadt in Nordrhein-Westfalen, gebe es schon länger Fahrradparkhäuser. „Lässt man sein gutes Stück den ganzen Tag stehen, will man doch, dass es abends immer noch da ist.“

Als fortschrittlich – zumindest für deutsche Verhältnisse – bezeichnet Cibulski dagegen die Pläne Potsdams für sogenannte Fahrradschnellwege aus dem Umland ins Potsdamer Zentrum. Wie berichtet lässt die Stadt insgesamt sieben Verbindungen auf ihre Umsetzbarkeit untersuchen: nach Werder (Havel), Teltow, Fahrland/Krampnitz, Groß Glienicke/Spandau, nach Wannsee/Zehlendorf, Michendorf und Bergholz-Rehbrücke. Mit Ergebnissen der Studie wird bis zum Jahresende gerechnet. Gerade mit der zunehmenden Verbreitung der Pedelecs werde ein hohes Nutzerpotenzial erwartet, heißt es seitens der Stadt. „Radschnellrouten können vor allem für Berufspendler eine attraktive Alternative zum Auto darstellen“, so ein Rathaussprecher. Bei der Umsetzung hofft man auf EU-Fördermittel ab 2014.

„Solche Fahrradschnellwege gibt es bisher in Deutschland noch nicht. Allerdings sind bereits einige in Planung, unter andedem der Ruhrradschnellweg zwischen Duisburg und Dortmund“, so Cibulski. In Dänemark und in den Niederlanden dagegen gehörten sie schon zum Alltag. Auch der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) hatte sich wie berichtet bereits für die Fahrradschnellwege ausgesprochen. In einem PNN-Interview hatte ADAC-Vorstand Volker Krane Fahrradachsen als sinnvolles Hilfsmittel der Verkehrsplanung bezeichnet.

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