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Brandenburg: Das explosive Erbe wird entschärft

Großtanklager der russischen Armee nun Stück für Stück abgewracktVON CLAUS-D.STEYER BIESENTHAL.

Großtanklager der russischen Armee nun Stück für Stück abgewracktVON CLAUS-D.STEYER BIESENTHAL.Mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Abzug der russischen Armee aus Brandenburg beginnt jetzt die Sanierung ihrer gefährlichsten Hinterlassenschaften: Die im ganzen Land verstreuten Großtanklager mit kilometerlangen ober- und unterirdischen Pipelines und vielen Pumpstationen werden abgerissen.Der erste Tank mit einem explosiven Kerosingemisch wurde gestern in einem Waldstück bei Biesenthal aus der Erde geholt.Gleichzeitig hoben Bagger benzinverseuchten Boden aus und rissen nicht mehr benötigte Gebäude ab, die mit Asbestdächern gedeckt worden waren. "Halt! Gefährdungsgebiet (explosivstoffverseucht).Nicht rauchen! Kein offenes Licht!" - solche respekteinflößenden Schilder stehen um 19 Großtanklager in den verschiedensten Gegenden rund um Berlin.Zusätzlich sollen Wachdienst und Stacheldraht Neugierige von einem Besuch dieser brisanten Flächen abhalten.Zehn Lager mit insgesamt 4485 Treibstoff-Behältern fallen in die Zuständigkeit der landeseigenen Boden-Gesellschaft.Die übrigen befinden sich noch in der Obhut des Bundesfinanzministeriums.Sie gehörten beim Truppenabzug zur sogenannten Giftliste von Hinterlassenschaften mit besonders hohem Sanierungsaufwand. Doch auch die jetzt in Angriff genommenen zehn Großtanklager bergen brisante Gefahren."Mit Sicherheit sind nicht alle Treibstoffbehälter dicht", sagte Umweltminister Matthias Platzeck.Eile sei geboten, denn vielerorts bedrohten Öl und Benzin das Grundwasser."Vielleicht gelingt uns mit der Sanierung der Vorstoß auf ein neues Geschäftsfeld.Denn Großtanklager sind nicht nur in Brandenburg ein schweres Erbe, sondern auch in anderen Ländern.An sie könnten wir unsere Erfahrungen vermitteln". 28 Millionen Mark kostet der Abriß der Tanklager.Das Geld dafür stammt nach Angaben von Finanzministerin Wilma Simon aus dem Verkauf anderer Militärliegenschaften."Schon allein deshalb müssen wir auch bei der Veräußerung von Landeseigentum Spitzenpreise erzielen.Wir können keine Nachlässe zulassen", sagte Simon.Die Tanklager selbst seien nicht zu verwerten."Wir überlassen sie schlicht der Natur". Doch bis dahin haben die 200 ABM-Kräfte und Spezialisten noch viel zu tun.Das zeigte sich schon bei der Bergung des ersten 50 Kubikmeter fassenden Tanks.Als das acht Meter lange Ungetüm angehoben wurde, zeigten sich im Boden deutliche Verunreinigungen durch Kraftstoffe.Sie mußten sofort untersucht werden.Insgesamt liegen allein in Biesenthal 750 Tanks in der Erde.Von hier wurden Flugplätze und Panzerarmeen in ganz Ostdeutschland versorgt.Die Anwohner saßen buchstäblich auf einen Pulverfaß, vor allem nach dem Abzug der Soldaten.Denn sie nahmen längst nicht sämtlichen Kraftstoff zurück in ihre Heimat."In solch halbleeren Bottichen hat sich ein explosives Gasgemisch zusammengebraut, so daß diese viel gefährlicher als prallgefüllte Behälter sind", erklärte Projektleiter Lothar Lankow.

CLAUS-D.STEYER

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