STARACKER: „Das gallische Dorf unter den Festivals“
Carlos Fleischmann, Chef des Greenville-Festivals, das an diesem Wochenende zum zweiten Mal in Paaren im Glien stattfindet, will vieles anders machen als andere Open-Air-Veranstalter
Stand:
Das Greenville-Festival erfindet sich in diesem – seinem zweiten – Jahr neu, heißt es auf der Homepage. Haben Sie im ersten Jahr Fehler gemacht, aus denen Sie jetzt gelernt haben?
Das Greenville soll sich jedes Jahr neu erfinden, wir wollen immer in Bewegung bleiben und wissen, was wir falsch gemacht haben oder wo Knackpunkte lagen.
Und wo lagen diese Knackpunkte im vergangenen Jahr?
Der Knackpunkt im ersten Jahr war ja das Festival an sich. Auch als erfahrener Konzertveranstalter ist es etwas völlig Neues, mehr als 70 Bands zu organisieren, was ja zugleich auch mehr Personal bedeutet, das es zu betreuen gilt, ganz zu schweigen von dem ganzen Drumherum. Viele Festival-Veranstalter kümmern sich deshalb ausschließlich um das Programm und geben alles andere in dritte Hände. Das Greenville ist da quasi das kleine gallische Dorf unter den Festivals. Wir wollen so gut wie alles selbst machen.
Und das klappt?
Bei der Gastronomie lief das im ersten Jahr noch nicht so – in diesem Jahr haben wir aber selbst Container umgebaut und mit Schankanlagen ausgestattet. Außerdem haben wir aus Holz zwei Pools gezimmert, zur Abkühlung für unsere Besucher, es wird Hängematten geben und einen Chill-Out-Bereich.
Welches Bier wird denn dann ausgeschenkt – das Greenville hat sich ja auf die Fahne geschrieben, regional verwurzelt zu sein?
Wir lassen das Bier von einer kleineren Brauerei selbst brauen – unser eigenes Greenville-Bier! Dazu haben wir viele getestet – und schließlich eine gefunden, die zwar nicht in Brandenburg, sondern in Sachsen sitzt, aber bei der wir gute Qualität zu einem vernünftigen Preis bekommen. 0,4 Liter Bier kosten bei uns 3,50.
Musikalisch bietet das Greenville ja eine recht breite Auswahl – mit einem Line-Up von Sophie Hunger, Tocotronic und Thees Uhlmann über den Wu-Tang Clan und Gentleman bis hin zur Bloodhound Gang und Westbam. Wonach wählen Sie die Bands aus?
Ich buche nur die Bands und Künstler, die ich auch selbst mag. Wir haben ja glücklicherweise einen 10-Jahres-Vertrag mit den Betreibern des Grundstücks, es gibt noch einige, die ich nach Paaren im Glien holen will. Rammstein etwa, Muse oder die Black Keys.
Auf wen freuen Sie sich denn in diesem Jahr am meisten?
Nick Cave ist schon einer meiner All-time-Favoriten und es freut mich, dass er sein einziges Festival in Deutschland dieses Jahr bei uns spielt. Noch dazu hat er selbst angefragt, ob er kommen darf! Iggy Pop, der ja letztes Jahr bei uns am Sonntag gespielt hat, fand es wohl gut bei uns und hat seinem alten Freund Nick Cave davon vorgeschwärmt. Aber auch auf Frittenbude freue ich mich besonders.
Haben auch Bands angefragt, die Sie abgelehnt haben?
Ja, klar. Ich verrate aber jetzt nicht, wer das war, so viel Diskretion gehört schon dazu! Ich suche die Bands schon bewusst aus – wir wollen schließlich nicht sein wie alle anderen. Deshalb arbeiten wir auch nicht mit Sponsoren zusammen – so sind wir völlig unabhängig, können machen, was uns gefällt, es laufen keine nervigen Promo-Teams bei uns herum.
Welchen Künstler würden Sie gerne eines Tages auf Ihrem Festival sehen?
Die Red Hot Chili Peppers. Und Rammstein.
Noch trägt sich das Greenville nicht – wie finanzieren Sie das dann ohne Sponsoren?
Ich finanziere das quer mit anderen Projekten, die ich und meine Mitarbeiter das Jahr über machen. Aber klar, in ein paar Jahren soll sich das Greenville selbst tragen. Im vergangenen Jahr hatten wir 10 000 Besucher, dieses Jahr werden es etwas mehr – und Platz haben wir für 25 000 Leute. Wir wollen aber keines dieser Riesen-Festivals werden.
Wenn sie finanziell freie Hand hätten – wie würde das Greenville dann aussehen?
Wenn ich könnte, würde ich ganze Parks bauen, mit Irrgärten, ganzen Landschaften von Sitzgelegenheiten, einer riesigen Yoga-Fläche. Ein paar Träume haben wir dieses Jahr schon umgesetzt: Es wird einen Kindergarten geben, mit Spielplätzen und allem drum und dran, sodass auch Eltern kommen und bei uns feiern können. Auch das Rockstar-Camping haben wir eingeführt: Da können unsere Besucher im Nightliner schlafen, so wie die Musiker auch.
Das Gespräch führte Ariane Lemme
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