Brandenburg: Das lief wie geschmiert
Stadtwerke-Chef soll mit Heizöl betrogen haben
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Brandenburg/Havel - Neue Vorwürfe in der Korruptionsaffäre in der Stadt Brandenburg: Der langjährige Geschäftführer der Stadtwerke Brandenburg an der Havel GmbH, Wolfgang-Michael Schwarz, soll sich nicht nur Arbeiten an seinem Privathaus in Rathenow sowie teure Jagdausrüstung heimlich aus der Stadtkasse bezahlen haben lassen. Er soll seinen damaligen Arbeitgeber auch um eine bedeutende Menge Heizöl betrogen und damit mittlerweile ingesamt Schaden in Höhe von 800 000 Euro verursacht haben. „Wir ermitteln auch im Zusammenhang zu der Behandlung von größeren Mengen Heizöl, deren Verbleib und Bezahlung“, bestätigte Oberstaatsanwalt Frank Winter von der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Korruption in Neuruppin am Mittwoch.
Vorgeworfen wird Schwarz, von dem sich die Stadtwerke mittlerweile getrennt hatten, Heizöl, das als Reserve für ein Gasheizkraftwerk gedacht war, durch ein Gefälligkeitsgutachten eines Brennstoffhändlers als verdorben ausgewiesen zu haben. Danach soll das Öl durch den Händler zugunsten des Ex-Stadtwerkechefs weiterverkauft worden sein. Infolge mussten die Stadtwerke nicht nur neues Heizöl für die Reserve anschaffen, sondern auch noch eine gefälschte Rechnung für die vermeintliche Entsorgung des verdorbenen Öls bezahlen. Die tatsächliche Höhe des Schadens sei noch nicht absehbar, heiß es aus der Stadtspitze.
Allein die Arbeiten an seinem Rathenower Haus und die teuren Jagdferngläser und -messer, die sich Schwarz über fingierte Rechnungen erschlichen haben soll, sollen die Stadt seit 2008 jährlich rund 10 000 Euro gekostet haben. Teuer zu stehen kommen der Stadt auch die Mängel an einer neuen Biogasanlage, für die Schwarz als Aufsichtsrat mitverantwortlich war. Nach nur zwei Jahren wurde der Bau nun gestoppt. Die Kosten durch den Pfusch belaufen sich angbelich auf wenigstens eine Million Euro, heißt es. Aufgeflogen waren die Betrügereien Mitte Juni durch einen Hinweis. Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) zufolge hatte Schwarz kurz danach gegenüber einem Mitglied des Präsidiums des Ausichtsrats die Vergehen weitgehend eingeräumt – allerdings wohl nur die Geschäfte rund um sein Haus. „Wir sind alle sehr betroffen und fassungslos“, kommentierte Tiemann gegenüber den PNN die neuen Vorwürfe. Gesellschafter der Stadtwerke sind zu 51 Prozent die Stadt Brandenburg, zu 36,75 Prozent Edis und zu 12,25 Prozent die Energie Mark Brandenburg (EMB).
Ebenfalls zunächst von seinen Aufgaben freigestellt wurde damals der Geschäftsführer der Stadtwerketochter Brandenburger Dienstleistungen GmbH, Lars Büchner. Er soll Schwarz bei seinen Machenschaften geholfen haben. Auch gegen Büchner wird ermittelt.
Wolfgang-Michael Schwarz muss sich zudem auch auf umfangreiche Schadensersatzforderungen seitens der Stadt gefasst machen. Matthias Matern
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