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Problemzone. Blick in die hochkomplizierte Entrauchungsanlage des neuen Großflughafens. Sie war ein Hauptgrund für die bisherigen Verzögerungen.

© dpa

Brandenburg: Das Monster des Flughafens

Die Brandschutzanlage im Terminal muss umgebaut worden – angeblich wegen Planungsfehlern. BER-Chef Mehdorn braucht nun mehr Geld

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Schönefeld/Potsdam - Die Brandschutzanlage im neuen Hauptstadtflughafen hätte nach Erkenntnissen der Betreiber in einem zentralen Abschnitt des Terminals nie funktioniert. „Wir haben die Anlage nachgerechnet und man muss ganz klar sagen: Es war ein Planungsfehler“, sagte der technische Leiter Jochen Großmann am Dienstag auf der Baustelle in Schönefeld. Im Rechtsstreit mit den Architekten will der Flughafen die bestehende Klage entsprechend erweitern, kündigte Strategiechef Uwe Hörmann an.

Bei der Arbeit an der Anlage gibt es nach Großmanns Worten Zeitverzug, weil Planungen ausgeschrieben werden musste. Er versicherte aber: „Wir haben alle Planungen vergeben, die wir gegenwärtig brauchen.“ Großmann nannte den kritischen Abschnitt der Brandschutzanlage mit der internen Nummer 14 „ein Monster“. Um sie zu bändigen, wird die Anlage zerlegt. Aus den höher gelegenen Räumen soll Rauch durch zusätzliche Schornsteine durch das Terminaldach entweichen. Bislang sei geplant gewesen, Rauch über Hunderte Meter erst in die Keller und dann seitwärts aus dem Terminal zu saugen.

„Wir haben jetzt ein Verständnis für die Anlage und wir haben die Planer an Bord“, umriss Großmann die Fortschritte der vergangenen Monate. „Es ist beherrschbar, das ganze ist kein Zauber Manitus“, versicherte der Ingenieur. Seinen Umbauplan will er an diesem Freitag dem Aufsichtsrat vorstellen.

Flughafen-Miteigentümer Brandenburg forderte unterdessen von Flughafenchef Hartmut Mehdorn Klarheit über Mehrkosten. Nach seinen Angaben sind die bewilligten 4,3 Milliarden Euro am Jahresende verbraucht. „Es ist Aufgabe der Geschäftsführung, wenn sie etwas will, klare und verlässliche Zahlen zu liefern. Darauf warten alle“, sagte Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider.

Mehdorn braucht laut „Bild“ (Dienstag) 1,1 Milliarden Euro mehr und hat diese Summe in der vergangenen Woche im Finanzausschuss des Aufsichtsrates vorgetragen. Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke), der bei der Sitzung dabei war, bestätigte dies indirekt, wollte sich dazu aber nicht direkt äußern. Den PNN sagte er: „Die FBB hat schon oft viel Geld gefordert. Wir erwarten nach wie vor einen belastbaren Zeit- und Kostenplan.“

Nötig ist der zusätzliche Geld um den Bau des Flughafens abzuschließen, die durch die mehrfach verschobenen Eröffnung aufgelaufenen Mehrkosten aufzufangen und den Schallschutz zu finanzieren. Über den erneut nötigen Zuschuss wird bereits seit Herbst spekuliert. Bereits im Dezember 2012 hatten die drei Gesellschafter der Flughafengesellschaft 1,2 Milliarden Euro als Extra-Zuschuss überwiesen. Darin enthalten waren eigentlich auch 700 Millionen Euro, damit die Flughafengesellschaft nach jahrelangen systematischen Verstößen den vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) angemahnten Schallschutz in den Anrainergemeinden umsetzt.

Umso mehr ist die Linke im Brandenburger Landtag über Mehdorns neue Geldforderung verwundert, die auch mit den Schallschutz-Kosten begründet wird. Die bereits überwiesenen 700 Millionen Euro seien nur für Schallschutzmaßnahmen einsetzbar, sagte der Vize-Chef der Linksfraktion Stefan Ludwig. Dieses Geld könne gar nicht bis Jahresende aufgebraucht sein, da die technische Umsetzung der Lärmschutzeinbauten bis Jahresende nicht absehbar und nicht machbar sei. axf, dpa

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