HINTERGRUND: Das nasse Tierreich: Wie die Natur reagiert hat
DIE VORBOTENDie Mauersegler merkten zuerst, was los war. Ungewöhnlich tief jagten sie Insekten, als sich am frühen Donnerstagmorgen das Unwetter ankündigte.
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DIE VORBOTEN
Die Mauersegler merkten zuerst, was los war. Ungewöhnlich tief jagten sie Insekten, als sich am frühen Donnerstagmorgen das Unwetter ankündigte. „Um 9.39 Uhr waren sie verschwunden“ – so stellte es Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert fest. Die flinken Vögel hatten Berlin verlassen und das Regengebiet so routiniert umflogen, wie Autofahrer per Umleitung eine Baustelle. Erst am Freitagmorgen kamen sie zurück. 120 000 Kilometer legen Mauersegler pro Jahr in der Luft zurück.
PITSCHNASSES GEFIEDER
Die meisten anderen Vögel hatten es schwer. Einige mühsamer fliegende Arten versuchten die Flucht, doch mit regenschwerem Gefieder mussten sie immer wieder rasten. An ungewöhnlichen Orten wie Bushaltestellen oder unter Brücken. Auch unsere Gartenvögel, Amsel, Drossel, Fink und Star, fand man am Donnerstagnachmittag schutzsuchend an solchen Stellen. Einen pitschnassen Vogel sollte man übrigens nie in die Hand nehmen, rät Ehlert. Das Gefieder trocknet von alleine. Nur die Enten haben kein Problem. Sie planschen fröhlich durch die ausgedehnte Wasserlandschaft. Nach dem großen Regen steht ein Festschmaus an für die Regenwurmpicker unter den Vögeln. Die Würmer müssen bei starken Regenfällen an die Oberfläche kriechen, weil sie im Erdreich keine Luft mehr bekommen. Dann schlägt die Stunde der Greifvögel. Sie kreisen über den Feldern am Stadtrand und lauern Mäusen auf, die aus ihren gefluteten Löchern geflohen sind und nun schutzlos herumlaufen.
WASSER IM FUCHSBAU?
Und der Fuchs? Läuft dem nicht der Bau voll? Da lacht Derk Ehlert. Wer so etwas fragt, kennt das schlaue Tier schlecht: „Der Fuchs baut seine Höhle gern in einen Hang“, sagt Ehlert und falls doch mal ein Gang einkracht, hat er vorgesorgt. Wie sich gutverdienende Menschen Urlaubs- und Theaterwohnungen zulegen, so legt sich der Fuchs rechtzeitig eine Zweitbehausung an.
ERTRUNKENE RATTEN
Viele Ratten wurden von der Wucht des Unwetters in Berlin offenbar überrascht. Passanten berichten von toten Tieren, die aus Gullys gespült wurden, nachdem Feuerwehrleute die Deckel abhoben. Erstaunlich, da Ratten gute Schwimmer sind. Die Kanalisation muss sehr schnell vollgelaufen sein. In der Summe sieht Derk Ehlert positive Effekte – die Tiere finden mehr Nahrung. Henning Onken
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