INTERVIEW: „Das Potenzial des Berliner Marktes wird nicht voll ausgeschöpft“
Herr Wimmer, die neue Landesregierung möchte Brandenburgs Spitzenplatz im Ökolandbau ausbauen. Wo ist das Land Spitze?
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Herr Wimmer, die neue Landesregierung möchte Brandenburgs Spitzenplatz im Ökolandbau ausbauen. Wo ist das Land Spitze?
Beim Vergleich der Anbaufläche: Derzeit mehr als zehn Prozent der gesamten Agrarfläche des Landes. Der Bundesschnitt liegt bei etwa 5,5 Prozent. Bei der Produktvielfalt gibt es aber noch viel Potenzial.
Wo sind wir noch weit von der Spitze entfernt?
Unser Hauptproblem ist, dass wir eine Verarbeitungsschwäche haben. Dadurch schöpfen wir das Potenzial des Berliner Marktes nicht voll aus. Ein Grund ist, dass nach der Wende im Obst- und Gemüseanbau viele Anbauflächen und fachliches Know- how verloren gegangen oder abgebaut worden ist. Zudem gibt es in westlichen Bundesländern eine über Jahrzehnte gewachsene mittelständische Ökolebensmittelwirtschaft. Da haben wir noch einiges aufzuholen.
Ex-Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) hatte noch 2008 einen Entwicklungsplan angekündigt. Was ist daraus geworden?
Es gab nur ein Strategiepapier, das Probleme aufzeigte. Leider wurden wichtige Weichen nicht gestellt. Auch die Akteure der Branche sind gefragt. Sie müssen schneller Chancen erkennen und unternehmerisch tätig werden. Es hat sich aber einiges getan. Ein Beispiel ist die Milchverarbeitung. In Münchehofe im Spreewald wurden gerade elf Millionen Euro in eine neue Bio-Molkerei investiert.
Rot-Rot will Verarbeitung stärker fördern. Was erwarten Sie?
Dass den Bekenntnissen Taten folgen. Wir brauchen eine zielgerichtete Investitionsförderung. Außerdem ist Brandenburg bereits Schlusslicht, was die Höhe der Flächenprämien für Bio-Landwirte betrifft. Das muss sich ändern.
Das Gespräch führte M. Matern
Michael Wimmer (41) ist Geschäftsführer der Fördergemeinschaft ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg. 2000 hat er den Verband mit gegründet.
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